Geschenkideen für den Postmann, der sich gerne in andere Zeiten versetzt

Heute stelle ich Bücher vor, die den Leser in vergangene Zeiten versetzen, und möchte den Leser dabei außerdem an ganz unterschiedliche Orte versetzen, z.B. nach Spanien, in die USA, nach Anatolien oder in den Iran.

Secondhand-Zeit von Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch
Über Interviews, die Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch als Journalistin führte, fand die weißrussische Autorin ukrainischer Abstammung zu einer eigenen literarischen Gattung, dem dokumentarischen Roman in Stimmen. In Secondhand-Zeit gibt Alexijewitsch einer Vielzahl von Personen eine Stimme: Menschen, die die gesellschaftlichen Veränderungen im Rahmen von Perestroika, der Öffnung des Eisernen Vorhangs und dem Zerfall der Sowjetunion am eigenen Leib erlebt haben und die mit Alexijewitsch von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen, von der Zeit der gebrauchten Ideen, von der „Secondhand-Zeit“ sprechen. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Sextant von David Barrie
David Barrie möchte in seinem Buch den Sextanten lebendig werden lassen – und das gelingt ihm! Er erzählt von einer eigenen Atlantiküberquerung und damit von seinen eigenen Erfahrung mit Sextanten und Navigation. Er verwebt diese eigenen Erlebnisse mit den Berichten von Seefahrern wie William Bligh oder Captain Cook und berichtet so von der Geschichte der Seefahrt, von Astronomie und von den Orientierungsmöglichkeiten auf See, aber auch von Navigation bei Tieren.

Mein Amerika von Bill Bryson
Bill Bryson erzählt in Mein Amerika von seiner eigenen Kindheit in den USA der 1950er Jahre. Er berichtet von ganz individuellen Erlebnissen, aber auch von den „großen“ Themen der 1950er: recht unbedarfte Atomversuche, nukleares Aufrüsten, Kalter Krieg, Konsumwahn, Rassismus, beginnende Globalisierung. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Straßen der Erinnerung von Bill Bryson
Bill Bryson lebte jahrelang im Vereinigten Königreich und kehrt nun in seine nordamerikanische Heimat zurück. Dort beschließt er, die Schauplätze seiner Kindheit und Jugend aufzusuchen und macht sich auf die Reise durch die USA. Ein Roadtrip durch 38 Staaten der USA beginnt, der nach 13978 Meilen in seiner Heimat Iowa endet. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Das Schweigen des Sammlers von Jaume Cabré
Adrià Ardèvol i Bosch erlebt eine Kindheit voller Kontrolle, Zwang und Gehorsam, ohne elterliche Liebe und Zuneigung. Sein Vater hat große Ziele – Adrià soll mindestens 10 Sprachen sprechen und später Jura und Geschichte studieren. Seine Mutter wünscht sich, dass aus ihrem Sohn ein Geigenvirtuose wird. Eines Tages vertauscht Adrià die vom Vater geliebte, wertvolle Geige aus dem 18. Jahrhundert, mit der eigenen Geige, um seinem Freund Bernat die berühmte Storioni zu zeigen. Doch dann verlässt der Vater mit der falschen Geige das Haus und wird kurz darauf getötet. Jahre später versucht Adrià, das Geheimnis um den Tod des Vaters zu lüften sowie der Herkunft und der tragischen Geschichte der Storioni auf die Spur zu kommen.

Die Stimmen des Flusses von Jaume Cabré
Die Lehrerin Tina Bros findet in einer abbruchreifen Schule eine alte Zigarrenkiste mit den Aufzeichnungen von Oriol Fontelles. Oriol war Lehrer in Torena, einem kleinen Ort in den Pyrenäen, und wurde 1944 in der Kirche ermordet. Tina sucht nach der Wahrheit und erforscht die Geschichte und die Geschichten des Dorfes, stößt auf Geheimnisse, Verschwörungen und Intrigen, erfährt von großer Leidenschaft, von Verrat und von Schuld. Immer mehr verschmilzt die Vergangenheit mit Tinas Leben und mit den jüngsten Ereignissen im Ort.

Der Kalligraph von Isfahan von Amir Hassan Cheheltan
Der Erzähler der Rahmengeschichte entdeckt nach dem Tod seines Vaters einen Familienstammbaum, der ihm Rätsel aufgibt. Auf der Suche nach Erklärungen und Antworten reist er nach Delhi und findet dort in der Bibliothek eines Sammlers ein Büchlein. Dieses Büchlein enthält den „Bericht des Enkels des großen Kalligraphen aus der Zeit der Belagerung von Isfahan“, und im weiteren Verlauf des Romans wird die Geschichte um Allahyâr (den Enkel des Kalligrafen) erzählt, der im Jahre 1722 in Isfahan lebte und der vom Ende der persischen Safawiden-Dynastie und der Belagerung der Stadt durch die Afghanen berichtete. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Traum aus Stein und Federn von Louis de Bernières
Louis de Bernières erzählt von der Stadt Eskibahçe in Südwestanatolien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Türken und Griechen, Muslime und Christen leben hier friedlich miteinander, bis der gewohnte Alltag durch Kriege und den immer stärker aufkommenden Fremdenhass gestört und verändert wird. Der Autor bettet die Geschichten um die Bewohner von Eskibahçe geschickt in die geschichtlichen Hintergründe der damaligen Zeit ein und entwirft so ein Bild einer gesamten Epoche.

Der Schrecken verliert sich vor Ort von Monika Held
Heiner ist ein Überlebender, der nicht vergessen kann und nicht vergessen will. Er wird von Erinnerungen an seine Zeit im KZ Auschwitz verfolgt; auch Jahrzehnte später plagen ihn Intrusionen und die Schuld, überlebt zu haben. In Lena findet er seine Gefährtin, die er liebt und mit der er sein Leben nach dem Überleben verbringt; doch die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein, und Lena kann sein Trauma nie ganz verstehen, nie ganz nachempfinden.

So fängt das Schlimme an von Javier Marías
Der 23-jährige Juan de Vere arbeitet als Assistent für den Filmemacher Eduardo Muriel, der mit seiner Frau Beatriz Noguera und ihren drei Kindern in Madrid lebt. Juan übernachtet häufiger bei Eduardo, da die beiden bis spät in die Nacht mit ihrer Arbeit beschäftigt sind, und wird so Zeuge der sonderbaren Beziehung zwischen Eduardo und Beatriz, beobachtet, wie herablassend und abweisend Eduardo seine Frau behandelt, die dem Ganzen mit Hoffnung, Demut und scheinbar ohne jeden Selbstrespekt entgegentritt. Juan möchte erfahren, was in der Vergangenheit zwischen Eduardo und Beatriz passiert ist, was zu der Veränderung zwischen den beiden geführt hat. Doch obwohl er Beatriz verfolgt und beobachtet, dadurch Einblicke in ihre Geheimnisse und ihre Sehnsüchte bekommt, findet er keine Antwort darauf, was den Bruch zwischen ihr und Eduardo verursacht hat.

Letztes Lied einer vergangenen Welt von Anthony Marra
Anthony Marra erzählt in Letztes Lied einer vergangenen Welt von verschiedenen Menschen zu unterschiedlichen Zeiten, deren Geschichten jedoch alle auf bestimmte Weise zusammenhängen. So berichtet er von Roman Osipowitsch Markin, der als Korrekturkünstler im Ministerium für Parteiagitation und Propaganda arbeitet, von Galina, die zwar nicht das Ballett-Talent ihrer Großmutter geerbt hat, aber zur Miss Sibirien gewählt und ein Filmstar wird, von Ruslan, der als neuernannter Direktor des Fremdenverkehrsamtes den Tourismus in Tschetschenien ankurbeln soll, von Kolja, der mit seinem Bruder vom Weltall träumt.

Der erste Sohn von Philipp Meyer
In Der erste Sohn erzählt Philipp Meyer die Geschichte der Familie McCullough von der Mitte des 19. bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die Geschichte wird dabei aus der Perspektive von drei stellvertretenden Protagonisten geschildert: Eli, Peter und Jeanne Anne. Der Protagonist Eli ist der erste Sohn der neuen Republik und lebt mit seinen Eltern im Comanchen-Gebiet. Eines Tages wird Elis Familie von einer Gruppe Comanchen überfallen, die Mutter und die Schwester vergewaltigt und getötet, Eli und sein Bruder Martin entführt. Während Martin unterwegs getötet wird, überlebt Eli und gewinnt mit der Zeit das Vertrauen und den Respekt der Comanchen. Nach mehreren Jahren kehrt Eli schließlich zurück zu den Weißen und begründet eine Dynastie, die durch Viehzucht und Öl zu beträchtlichem Reichtum gelangt. Elis Sohn Peter wird im Jahre 1915 Zeuge der Auslöschung der mexikanischen Familie Garcia. Das von seinem Vater initiierte Gemetzel an den Nachbarn der McCulloughs und der Diebstahl ihres Landes und ihres Besitzes verfolgt Peter ein Leben lang und prägt sowohl Peters Zukunft als auch das Verhältnis zu seinem Vater. Peters Enkelin Jeanne Anne erbt schließlich den Besitz der Familie McCullough und versucht, sich in einer Männerwelt zu behaupten. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Rost von Philipp Meyer
Philipp Meyer erzählt von Buell, einem gottverlassenen Ort in Pennsylvania, einst ein wichtiger Standort der Stahlindustrie, nun eine von Arbeitslosigkeit, Armut und Verzweiflung geprägte Region. Hier wohnen Isaac English und sein Freund Billy Poe. Isaac lebt nach dem Suizid der Mutter und dem Weggang der Schwester allein mit seinem Vater. Poe wohnt mit seiner Mutter in einem Trailer, hat irgendwann in seinem Leben den rechten Weg verlassen, trinkt und hat Probleme mit der Polizei. Isaac hat genug vom Dahinvegetieren in Buell und bricht nach Kalifornien auf, Poe begleitet ihn. Dann tötet Isaac in Notwehr einen Mann. Der Verdacht fällt auf den bereits vorbestraften Poe. Während Poe im Gefängnis landet, schlägt sich Isaac durch die Vereinigten Staaten. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Pedro Páramo von Juan Rulfo
Juan Rulfo erzählt in Pedro Páramo von Juan Preciado, der seiner Mutter Dolores Preciado auf dem Totenbett versprochen hat, sich auf den Weg nach Comala zu machen, um seinen Vater, den Großgrundbesitzer Pedro Páramo, zu suchen, der dort leben soll. Juan macht sich auf den Weg in das von seiner Mutter als blühend und bevölkert beschriebene Comala, doch er findet nur ein heruntergekommenes, verlassenes Dorf, in dem er überall auf tote Menschen trifft, die ihm die Geschichte von Pedro Páramo und seinen Untaten erzählen. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Tod in den Anden von Mario Vargas Llosa
Drei Menschen sind in den peruanischen Anden spurlos verschwunden: der stumme Pedro Tinoco, der Albino Casimiro Huarcaya und Demetrio Chanca, der Vorarbeiter der Sprengbohrer. Korporal Lituma und sein Amtshelfer Tomás sollen das Verschwinden dieser Männer aufklären und sitzen aus diesem Grunde in Naccos fest. Dort ist das Leben nicht gerade einfach: die Dorfbewohner sind misstrauisch, Terroristen machen die Umgebung unsicher und unheimliche Geschichten werden erzählt.

Was bisher geschah von Loel Zwecker
In Was bisher geschah berichtet Loel Zwecker von der Entwicklung des Menschen, politisch und gesellschaftlich bedeutsamen Ereignissen, unterschiedlichen Kulturen und Religionen, vergangenen Epochen und komplexen Zusammenhängen zwischen diesen: von der Vorgeschichte des Menschen, den frühen Hochkulturen im Nahen Osten, von Griechenland und Rom, Indien und China über die Völkerwanderung, die Zeit des Mittelalters in Europa und außerhalb Europas, Entdeckungsreisen und Kolonialisierung bis zu den beiden Weltkriegen und dem aktuellen Zeitgeschehen.

Dieser Post ist Teil des Themas „Geschenkideen“ im Dezember 2017.

Dazu hab ich auch was zu sagen!