Therapie-Tools Störungsmodelle in der Verhaltenstherapie von Johannes Heßler-Kaufmann und Peter Neudeck

„Die Therapeutin bringt dabei das Fachwissen, die Patientin das Wissen über sich selbst mit. Jede ist Expertin in ihrer Welt und über ein Störungsmodell werden diese beiden Welten vereint.“ (Seite 17f)

Therapie-Tools Störungsmodelle in der Verhaltenstherapie beinhaltet eine große Bandbreite an allgemeinen Modellen zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen (Basismodelle wie das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, lerntheoretische Modelle wie das SORKC-Modell, kognitive Modelle wie das ABC-Schema, kontextuelle Modelle aus ACT und Schematherapie, das Dual-Prozess-Modell und das Expressed-Emotion-Modell) sowie störungsspezifische Modelle (für Abhängigkeit, Angststörungen, Anpassungsstörung, depressive Störungen, Dissoziation, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Schizophrenie, Schlafstörungen, Schmerzstörung, sexuelle Funktionsstörungen, somatoforme Störungen und Zwangsstörungen).

Dabei bieten die beiden Autoren ausführlichere Texte zu den einzelnen Modellen sowie Infoblätter, auf denen Informationen knapp zusammengefasst wurden, und Arbeitsblätter.

Einige der im Buch abgedruckten Modelle waren mir bereits geläufig, andere neu. Die mir bekannten Modelle empfand ich meist als sehr verständlich zusammengefasst, lediglich das Vulnerabilitäts-Stress-Modell wirkte auf mich etwas zu komplex, zumindest finde ich diese Komplexität für (teil-) stationäre Patienten etwas zu ambitioniert, für ambulante Patienten sicherlich geeigneter. Hier hätte ich eine zweite, etwas vereinfachtere Version sehr schön gefunden.

Sehr gut gefällt mir, dass ich Modelle, die ich bereits regelmäßig nutze, z.B. das Modell der doppelten Handlungsregulation für Persönlichkeitsstörungen, nun als Arbeitsblatt vorliegen habe. Bisher habe ich dies immer am Flipchart bzw. auf einem Stück Papier mit dem Patienten erarbeitet. Die Arbeitsblätter sind eine elegantere Methode und bieten zudem in Kombination mit den Infoblättern weiterführende Informationen, die der Patient dann schnell nachlesen kann. Durch die Arbeitsblätter wird auch sichergestellt, dass kein wichtiger Aspekt vergessen wird.

Die Modelle, die mir weniger geläufig waren, wurden sehr verständlich und übersichtlich vorgestellt, so dass das Buch neben dem praktischen Nutzen auch generell sehr viel Wissen transportiert, das man schnell nachschlagen und auffrischen kann.

Die klare Struktur und die vielen Info- und Arbeitsblätter sind enorm hilfreich für meine klinische Arbeit und machen es sowohl Therapeuten als auch Patienten einfacher, Informationen zu sortieren und Zusammenhänge zu verstehen.

Johannes Heßler-Kaufmann und Peter Neudeck: Therapie-Tools Störungsmodelle in der Verhaltenstherapie. Beltz, 2020, 367 Seiten; 44,95 Euro.

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