Schlagwort-Archive: Psychosen

Psychosen. Ringen um Selbstverständlichkeit von Thomas Bock und Andreas Heinz

„Komorbidität festzustellen wird zur abstrakten Addition, ohne ein Gefühl für die Wechselwirkungen der Phänomene zu entwickeln. Mit dieser Haltung wird vor allem Unverständnis vermittelt und das Risiko der (Selbst-)Stigmatisierung verstärkt. Psychosen, Angststörungen und Depressionen werden addiert, anstatt die Angst aus der Psychose zu erklären und die Depression mit Genesung und Erschrecken in Verbindung zu bringen. Wir vergessen, was früher längst geläufig war, dass Symptome Hierarchien bilden, sich wechselseitig bedingen und teilweise auch erklären.“ (Seite 24f)

Thomas Bock und Andreas Heinz setzen sich in ihrem Buch sehr umfassend mit Psychosen auseinander. Sie diskutieren z.B. Diagnoseschlüssel, Krankheitsbegriff und die Rolle der Sprache, thematisieren Resilienz und Vulnerabilität, Grundformen der Angst, Bedeutung von Schamerleben, Sinnsuche, Recovery und Empowerment.

Im Anschluss stellen sie einzelne Phänomene vor und bieten Erklärungen und anthropologische Ansätze zum besseren Verständnis, z.B. für Stimmenhören, Ich-Störungen, Wahnstimmung und Minussymptomatik.

Weitere Abschnitte befassen sich mit Entstehungsbedingungen für Psychosen, mit therapeutischen Handlungskonsequenzen und mit nötigen Strukturveränderungen im psychiatrischen Hilfesystem.

Gwen Schulz ergänzt das Werk mit zwei Gastbeiträgen zur Suche nach dem Sinn ihrer Psychose und zur Bedeutung der Peerarbeit.

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Mentalisieren bei Psychosen von Helga Felsberger

„Der Begriff ‚Mentalisieren‘ beschrieb bislang die imaginative und intuitive Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände, wie etwa Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Überzeugungen und Motive, zu interpretieren. Eine solche Fähigkeit setzt allerdings die Möglichkeit und Bereitschaft zur kommunikativen Bezogenheit voraus.“ (Seite 9f)

Helga Felsberger setzt sich in ihrem Buch initial mit dem Begriff „schizophren“ und mit Stigmatisierung auseinander, geht im weiteren Verlauf auf Klassifikation und Erklärungsmodelle von Psychosen ein, bevor sie Besonderheiten des Mentalisierens bei Psychoseerfahrung eingeht und die Mentalisierungsbasierte Psychosen-Psychotherapie (MBT-P) vorstellt.

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Die beginnende Schizophrenie. Versuch einer Gestaltanalyse des Wahnsinns von Klaus Conrad

„Wer dieses Buch liest, kann sich einfühlen in das was geschieht, wenn eine Psychose beginnt, wenn sie immer heftiger wird und die Kranken schließlich überwältigt.“ (Klappentext)

Klaus Conrad befasst sich in seinem Buch, das in erster Auflage bereits 1959 erschien, mit dem Trema (u.a. Fehlhandlungen, initiale Depression, Misstrauen, Wahnstimmung), der apophänen Phase (u.a. Wahnwahrnehmung, Bekanntheits- und Entfremdungserlebnisse, Omnipotenz, Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Gedankenlautwerden), der apokalyptischen Phase (u.a. Katatonie), der Konsilidierung und dem Residualzustand.

Im zweiten Teil des Buches geht er näher auf die Schübe und die Prozessformen ein.

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Wahnbegegnungen. Zugänge zur Paranoia von Michael Schödlbauer

„Das Wahnhafte erkennt nicht der, der dem Wahn verhaftet ist. Der Wahn wird vom anderen zugeschrieben, und zwar dann, wenn uns jemand paranoid anmutet.“ (Seite 8)

Michael Schödlbauer setzt sich in Wahnbegegnungen. Zugänge zur Paranoia mit Funktionalität von Wahn, Praecoxgefühl, Wahnkriterien nach Karl Jaspers, Wahnwahrnehmung, Zeiger der Schuld, Zufall, Wahneinfall und Wahn bei ausgewählten psychischen Störungen auseinander.

Er thematisiert zudem den Unterschied zwischen Zwangsgedanken/-handlungen und Wahn, befasst sich näher mit Sinn und Sinnlichkeit, Beleghalluzinationen und Erklärungswahn, Dermatozoenwahn und Liebeswahn.

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Stationäre evidenzbasierte Psychotherapie bei Psychosen. Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Praxismanual von Stefan Klingberg und Klaus Hesse

„Menschen mit Psychosen sind einer in jeder Hinsicht schädlichen Stigmatisierung ausgesetzt. Oft haben wir uns gefragt, ob diese Stigmatisierung nicht auch durch die professionell in der Psychiatrie Tätigen erfolgt. Wie sonst kann man erklären, dass insgesamt so wenig Zeit und Mühe in die psychotherapeutische Behandlung dieser Patientengruppe investiert wird, wo auf der anderen Seite die Evidenz für die Wirksamkeit vergleichsweise gut belegt ist und alle hochwertigen Behandlungsleitlinien die Psychotherapie für die Routinebehandlung empfehlen.“ (Seite 13)

Stefan Klingberg und Klaus Hesse beschreiben initial die Erfolge in der Psychosenpsychotherapie, erwähnen im Anschluss ungünstige Ausgangsbedingungen, präsentieren Themen und Strategien für Einzelgespräche.

Im folgenden Abschnitt stellen sie eine Orientierungsgruppe vor, die auf Lebensziele, Situationseinschätzung, Unterstützungsmöglichkeiten und Entscheidungshilfe für die Behandlung fokussiert.

Danach präsentieren die beiden Autoren eine Psychoedukationsgruppe (Verlauf und Symptomatik, Ursachen der Erkrankung, Behandlung, Erkennen von Frühsymptomen) und schließlich eine Angehörigengruppe.

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Bewältigungs- und gesundheitsorientierte Therapie bei psychotischen Störungen. Das BE-GO-GET-Programm von Karl H. Wiedl, Stephan Kauffeldt und Jutta Krüger

„Die wesentlichen Ziele umfassen die Vermittlung von Strategien zur Krankheitsbewältigung, die aktive Auseinandersetzung mit der Erkrankung und eine positive Gesundheitsförderung. Das Training basiert auf einer verhaltenstherapeutischen Grundlage und orientiert sich u.a. an Prinzipien des Recovery-Ansatzes und der Normalisierung.“ (Klappentext)

Die Autoren des Buches befassen sich initial mit der psychologischen Behandlung von Psychosen, danach mit den Rahmenbedingungen und Methoden des BE-GO-GET-Programms. Studienergebnisse im Zusammenhang mit dem Programm werden detailliert vorgestellt.

Im Anschluss werden die einzelnen Module des Programms näher beschrieben: Krankheit und Gesundheit, Ursachen und Auslöser, Frühsymptome und Rückfallprophylaxe, Medikamente, körperliche und geistige Fitness sowie Belastungsbewältigung.

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Schizophrenie. Beziehungsgestaltung zu Menschen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Ansätze und Konzepte aus der psychosozialen Praxis von Thomas Röhl

„Trüge man alle Krankheitszeichen zusammen, die den schizophrenen Störungen zugeschrieben werden, könnte man die Existenz einer Krankheitseinheit anzweifeln.“ (Seite 12)

Thomas Röhl stellt in seinem Buch initial das Störungsbild der schizophrenen Psychose vor (z.B. Symptome, Epidemiologie, Verlauf, Prognose, Behandlungsmöglichkeiten). Danach thematisiert er die professionelle Grundhaltung, Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Kompetenz-Modell, schützende und belastende Aspekte der sozialen Umwelt sowie das Coping-Konzept.

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Lichtjahre. Psychosen ohne Psychiatrie von Thomas Bock

„Nie wäre ich auf die Idee gekommen, daß an meinem Weltbild etwas falsch ist.“ (Seite 112)

Thomas Bock hat für Lichtjahre 34 Geschichten über Menschen gesammelt,
– die lange Zeit durchgehend oder wiederholt Psychosen erlebt haben, ohne psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen,
– die über lange Zeit Psychosen erlebt haben, die Psychiatrie aber nur für kurze Momente nutzen,
– die vor langer Zeit mit der Psychiatrie in Berührung gekommen sind und sie seither trotz andauernder oder wiederholter Psychoseerfahrung meiden,
– die über lange Jahre Psychosen erlebten und erst spät mit der Psychiatrie in Verbindung kamen sowie
– die mehrere psychotische Episoden mit und ohne psychiatrische Hilfe erlebten.

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Komorbidität Psychose und Sucht. Grundlagen und Praxis von Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank

„Patienten mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht [DD-Patienten] sind längst keine Randgruppe mehr in unserem Versorgungssystem. Mehr als die Hälfte aller stationären Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis weisen zumindest einen Substanzmissbrauch auf, wobei Alkohol und Cannabis an erster Stelle stehen. […] Sie verlangen ein hohes Maß an therapeutischer Zuwendung, gleichzeitig frustrieren und ‚verschleißen‘ aber diese Patienten gerade durch die Non-Compliance und die überwiegend fehlende Abstinenzmotivation ihre Behandler. Die Gefahr ist, dass sie von therapeutischer Seite ‚aufgegeben‘ werden und in der Folge erst recht Fälle einer ‚Drehtürpsychiatrie‘ werden.“ (Seite VII)

Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank bietet in ihrem Buch initial Informationen zur Prävalenz der Doppeldiagnose Psychose und Sucht, Erklärungsmodelle, Informationen zum Verlauf und zur Therapie.

Im Praxisteil des Buches stellt sie die Trainingsprogramme KomPAkt (Komorbidität Psychose und Abhängigkeit: Psychoedukatives Training) und KomPASs (Komorbidität Psychose und Abhängigkeit: Skills-Training) mit den einzelnen Sitzungen/Modulen sowie mit wichtigen Aspekten, die beachtet werden sollten, vor.

Im ausführlichen Anhang finden sich Info- und Arbeitsblätter zu den beiden Programmen sowie Informationen über Suchtstoffe.

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Therapie-Tools Psychosen von Stephanie Mehl und Eva Heibach

„Die Kognitive Verhaltenstherapie für Menschen mit Psychosen ist immer noch ein aufstrebendes junges Feld und noch immer nicht vollständig in der Versorgungsrealität der psychotherapeutischen Praxen und Kliniken angekommen. Für Menschen mit Psychosen und ihre Familien bietet sie zahlreiche Ansatzpunkte für Hilfestellungen, Behandlung und Entlastung. Nicht immer ist dazu wichtig, dass man als Betroffener Psychosen als Krankheit anerkennt, sondern die Kognitive Verhaltenstherapie sieht es als ihre Aufgabe an, alle Menschen zu erreichen und wieder in die Lage zu versetzen, ihre wichtigen Lebensziele zu realisieren.“ (Seite 12)

Therapie-Tools Psychosen thematisiert initial den Einstieg in die Behandlung und den Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung, Diagnostik, Störungsmodell und Therapieziele/Lebensziele.

Danach setzen sich Stephanie Mehl und Eva Heibach mit emotionaler Stabilisierung, Verbesserung der Stimmung und Negativsymptomatik, mit Emotionsregulation und Achtsamkeit, mit Verbesserung von Selbstakzeptanz, Selbstwert und Selbstmitgefühl sowie der Veränderung von maladaptiven Schemata auseinander.

Im Anschluss widmen sich die Autorinnen Wahnüberzeugungen und akustischen Halluzinationen sowie Traumata und belastenden Erinnerungen, bevor sie das Buch mit Rückfallprävention und Therapieende abschließen.

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