Geschenkideen für die liebe Freundin, für die das Beste gerade gut genug ist

Ich lese sehr viel und stoße damit zwangsläufig immer wieder auf besonders gute Bücher, die mich sehr bewegen und berühren. Nichtsdestotrotz gibt es Bücher, die in einer anderen Liga spielen, die man immer wieder und wieder lesen kann und liest, die einen jedes Mal genauso faszinieren wie bei der ersten Lektüre. Dies hier sind meine:

Das Leben ist groß von Jennifer DuBois
Die Amerikanerin Irina Ellison hat eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ihr Leben verlaufen wird: Ihr Vater litt an Chorea Huntington, ist nach 18 qualvollen Jahren gestorben, und Irina erwartet das selbe Los. Nach dem Tod ihres Vaters stößt sie auf eine Kiste voller Zeitungsartikel über den Schachweltmeister Alexander Kimowitsch Besetow, auf eine Kopie eines Briefes, den ihr Vater an Besetow geschrieben hatte, sowie das recht nichtssagende Antwortschreiben einer gewissen Elisabeta Nasarowna.
Irina möchte die Antworten bekommen, die ihr Vater nie erhalten hat, und macht sich auf den Weg nach Russland, um Besetow zu finden. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Das Schweigen des Sammlers von Jaume Cabré
Adrià Ardèvol i Bosch erlebt eine Kindheit voller Kontrolle, Zwang und Gehorsam, ohne elterliche Liebe und Zuneigung. Sein Vater hat große Ziele – Adrià soll mindestens 10 Sprachen sprechen und später Jura und Geschichte studieren. Seine Mutter wünscht sich, dass aus ihrem Sohn ein Geigenvirtuose wird. Eines Tages vertauscht Adrià die vom Vater geliebte, wertvolle Geige aus dem 18. Jahrhundert, mit der eigenen Geige, um seinem Freund Bernat die berühmte Storioni zu zeigen. Doch dann verlässt der Vater mit der falschen Geige das Haus und wird kurz darauf getötet. Jahre später versucht Adrià, das Geheimnis um den Tod des Vaters zu lüften sowie der Herkunft und der tragischen Geschichte der Storioni auf die Spur zu kommen.

Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez
Gabriel García Márquez erzählt in seinem Roman Hundert Jahre Einsamkeit, der 1967 in Buenos Aires erstveröffentlicht wurde und 1970 erstmals in Deutsch erschien, von der Gründung des Dorfes Macondo, von sieben Generationen der Familie Buendía und schließlich vom Niedergang Macondos. Dabei berichtet er nicht nur von Alchemie und Prophezeiungen, von Liebe und Liebschaften, von Krieg und Gewalt, von Tod und Sterben, sondern verwebt zudem historische Ereignisse in der Geschichte Kolumbiens/Lateinamerikas wie den Bau der Eisenbahn und den Einfluss der United Fruit Company mit seiner komplexen Geschichte um die Buendías und Macondo. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Roman eines Schicksallosen von Imre Kertesz
Der Roman ist eines meiner Lieblingsbücher und meiner Meinung nach der beste Roman, der je über die Konzentrationslager geschrieben wurde. Kertész erzählt (angelehnt an seine eigenen Erfahrungen) von einem Jugendlichen, der nach Auschwitz deportiert wurde, der wie durch ein Wunder überlebt und der auf eine sehr untypische, naive Weise von den Lagern erzählt.

Mein Herz so weiß von Javier Marías
Müsste ich ein einziges Buch benennen, das ich immer wieder lesen könnte und von dem ich immer wieder aufs Neue begeistert bin, weil es sprachlich, formal und inhaltlich einfach ein absolutes Meisterwerk ist, dann würde ich „Mein Herz so weiß von Javier Marías!“ sagen. Marías erzählt in seinem Roman die Geschichte von Juan, der beim Dolmetschen seine spätere Frau Teresa kennenlernt und für den sein Vater Ranz ein Mysterium ist: Dessen erste Ehefrau hat sich direkt nach der Hochzeitsreise mit der Pistole ihres Vaters im Badezimmer erschossen, während die Familie beim Essen saß. Ranz hat schließlich Teresas Schwester geheiratet, Juans Mutter.

Mister Aufziehvogel von Haruki Murakami
Haruki Murakami erzählt in Mister Aufziehvogel (meiner Meinung nach seinem besten Roman) von Toru Okada, der sein Leben schlagartig ändert, aus einer Anwaltskanzlei aussteigt, dem allerlei sonderbare Dinge passieren und schließlich in einen Brunnen hinabsteigt, wobei sich Traum und Realität immer mehr ineinander verweben.

Liebesleben von Zeruya Shalev
Die Ich-Erzählerin Ja’ara führt ein eher unspektakuläres, aber behütetes Leben an der Seite ihres Ehemannes. Doch dann trifft sie auf Arie, den Jugendfreund ihres Vaters, der sie zugleich anzieht und abstößt. Ja’ara kann nicht von Arie lassen, gefährdet ihre Ehe, ihre Karriere und letztendlich ihre seelische Gesundheit für diesen Mann, der schon alles erlebt und ausprobiert hat, der satt ist und den nichts mehr begeistern kann.

Mal Aria von Carmen Stephan
Carmen wird in Brasilien von einem Moskito gestochen und plötzlich schwer krank. Keiner erkennt, was die Ursache für ihre Krankheit ist, keiner denkt an Malaria. Nur die Anopheles-Mücke, die Carmen gestochen hat, weiß Bescheid, bleibt in ihrer Nähe, fühlt sich nach dem Bluttrinken mit Carmen verbunden, versucht, den Anderen Hinweise zu geben und Carmen so zu retten. Dabei erzählt der Moskito die Geschichte des Wechselfiebers, philosophiert über Leben und Tod, kommentiert die Zerstörung der Erde durch den Menschen. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Stoner von John Williams
William Stoner studiert auf Wunsch seines Vaters Agrarwissenschaften, damit er später die Farm der Eltern übernehmen kann. Doch bald wechselt Stoner zum Studium der Literaturwissenschaft und bleibt nach dem Abschluss als Dozent an der Universität. In seiner Arbeit findet Stoner Glück, Leidenschaft und Erfolg, privat bleibt sein Leben lange leer und trostlos. Die Frau, die er heiratet, stellt sich als unterkühlt und intrigant heraus, doch auch das Lehren und Leben an der Universität wird im Verlauf durch Machtkämpfe und Sticheleien getrübt. Was bleibt am Ende von einem Leben übrig? [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]

Dieser Post ist Teil des Themas „Geschenkideen“ im Dezember 2017.

2 Gedanken zu „Geschenkideen für die liebe Freundin, für die das Beste gerade gut genug ist“

  1. Bis auf „Stoner“ ist das nicht so ganz meine Richtung. „Mein Herz so weiß“ habe ich zwei Mal angefangen und bin dann letztendlich an diesem Buch gescheitert. Sprache und Form ließen mich einfach nicht durchhalten. Vielleicht kannst du mir in einer PN mal erzählen, wie das Buch endet. Habe es zugeklappt und weiter verschenkt. hihihi

    Mit Zeruya Shalev stehe ich auch auf Kriegsfuß. „Mann und Frau“ fand ich so schrecklich und habe es auch abgebrochen. Und Murakamis „Gefährliche Geliebte“ hatte mich enttäuscht. „1Q84“ habe ich kurz vor Ende gefrustet abgebrochen und wage mich an den Autor nicht mehr ran. Über „Mister Aufziehvogel“ habe ich kürzlich in zwei Rezis von geschätzten Bloggerinnen gelesen und bin sicher, dass dieses Buch absolut nichts für mich ist.

    GlG vom monerl

    1. Oh weia, da hab ich bei dir ja alles andere als ins Schwarze getroffen :-). Ich fand Gefährliche Geliebte nett, aber eher belanglos, 1Q84 liegt noch ungelesen hier, mit Kafka am Strand habe ich nicht wirklich viel anfangen können, aber Mister Aufziehvogel fand ich absolut großartig (ist aber auch schon wieder Jahre her…). Zeruya Shalev liebe ich sehr. Was fandest du da besonders schlimm?

      Bei Mein Herz so weiß muss man etwas durchhalten, aber dann ist es total überragend, finde ich. Ich kann dir das Ende gerne schreiben :-).

Dazu hab ich auch was zu sagen!