„ein realistisches Buch über die furchtbare Komik psychischer Erkrankungen und die wilde Pracht der Natur“ (Seite 14)
Jeremy Leon Hance bereist mehrere Länder und Regionen, z.B. Peru, Kenia, Suriname und Guyana, Borneo, Ecuador, Haiti und die Dominikanische Republik, und im Gepäck hat er immer seine Ängste und seine Depression.
In seinem Buch beschreibt Hance nicht nur berühmte Orte und erzählt persönliche Anekdoten, sondern er berichtet auch über seine psychischen Störungen, von Krankheitsangst und Katastrophisierung.
Ich mag Reiseberichte sehr gern, und dieses Buch hat mich auch als angehende Psychotherapeutin interessiert.
Das Buch liest sich angenehm, und die Mischung aus Fakten, Entstigmatisierung und persönlichen Erlebnissen, der Fokus auf Naturschutz und Klimawandel sowie die sehr unterschiedlichen Regionen, die Hance bereist hat und in seinem Buch beschreibt, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Selbstironie von Hance empfand ich als sehr gelungen. Hier erfährt man zudem Dinge über Flora, Fauna, Mythologie, Geschichte etc., die man nicht schon x-fach gelesen hat.
Die Symptomatik, die Hance beschreibt, dreht sich vor allem um hypochondrische Ängste und Katastrophisierung, beschreibt meiner Meinung nach häufig keine ganz klassische Zwangsstörung. Die Botschaft, dass Abenteuer und Fernreisen auch mit Ängsten, Zwängen und Depression (gut) funktionieren, sowie die Entstigmatisierung psychischer Störungen durch das Buch, finde ich einen sehr wichtigen Ansatz, weshalb ich das Buch vor allem Menschen mit entsprechender Symptomatik empfehle. Die von Hance beschriebenen Behandlungsstrategien mit Lorazepam und allerlei Sicherheitsverhalten würde ich aber nicht als Vorbild empfehlen. Aber das ist natürlich mein psychotherapeutischer Blick aufs Buch und kein Kritikpunkt am Buch selbst.
Jeremy Leon Hance: Das pack ich nicht. Wie ich mit meiner Angst um die ganze Welt reiste und überraschenderweise überlebte. Übersetzung von Ralf Pannowitsch und Benjamin Schilling. Knesebeck, 2024, 416 Seiten; 22 Euro.