Das Depressionsbuch. Informationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte von Tobias Teismann und Sven Hanning

„Auch wenn sehr viele Menschen von Depressionen betroffen sind, ist das Wissen um depressive Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung vielfach rückständig: In einer aktuellen deutschen Bevölkerungsstudie, dem Deutschland-Barometer Depression, gaben beispielsweise 30 Prozent der Befragten an, dass eine Depression ein Zeichen von Charakterschwäche sei, und mehr als 50 Prozent begriffen die Depression als Folge falscher Lebensführung […]. Entsprechende Vorstellungen verweisen darauf, wie schwer es ist, das Wesen der Depression zu verstehen.“ (Seite 6)

Tobias Teismann und Sven Hanning fassen in ihrem Buch die wichtigsten Information über depressive Störungen zusammen. Sie setzen sich initial mit dem Erscheinungsbild, den Formen, der Diagnose, dem Verlauf und der Häufigkeit von Depressionen auseinander, befassen sich im Anschluss mit auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren wie Stress, bestimmten Denkmustern, Beziehungen und Beziehungsgestaltung sowie Neurobiologie und Genetik, gehen im dritten Kapitel auf die Behandlung von Depressionen ein, wobei der Fokus auf psychotherapeutischen Ansätzen liegt, aber auch die medikamentöse Behandlung und andere somatische Therapien angesprochen werden.

Ich habe bereits mehrere Bücher von Teismann gelesen, so dass ich mir sicher war, dass Das Depressionsbuch ein extrem gelungenes Buch ist, noch bevor ich es überhaupt gelesen hatte. Und tatsächlich finde ich nach der Lektüre, dass es mit Abstand das beste Buch zum Thema ist, so dass ich es schon mehreren Patienten und ihren Angehörigen empfohlen habe und dies auch in Zukunft tun werde.

Hier findet man wirklich alles, was man über Depressionen wissen sollte, wenn man selbst betroffen ist oder Angehörige mit Depression hat. Aber auch professionellen Helfern kann ich das Buch ans Herz legen, z.B. wenn sie als Berufseinsteiger ein ebenso umfassendes wie verständliches, wertschätzendes und spannendes Buch über Depressionen suchen. Ich hoffe aber auch, dass interessierte Laien zu Teismanns und Hannings Buch greifen werden, denn spätestens nach der Lektüre weiß man, dass Depressionen nichts mit Faulsein oder kurzzeitigem Motivationsmangel zu tun haben.

Ich arbeite schon seit einigen Jahren wissenschaftlich und psychotherapeutisch mit Betroffenen mit depressiven Störungen, und ich bin dadurch natürlich keine Einsteigerin ins Thema, bin hier auf viel Bekanntes gestoßen, habe aber durchaus dazugelernt.

Das Depressionsbuch befasst sich mit den gängigen Aspekten im Zusammenhang mit depressiven Störungen, thematisiert aber z.B. auch Paartherapie und Botox-Behandlungen bei Depression, was ich spannend fand, weil dies für mich neu war bzw. dies Aspekte sind, die sich selten in ähnlichen Ratgebern finden.

Dabei ist Das Depressionsbuch nicht nur gut lesbar und breitgefächert, sondern auch wissenschaftlich fundiert, stellt Studien vor, bettet Informationen in den aktuellen Forschungskontext ein, räumt mit Vorurteilen gegenüber weitverbreiteten Hypothesen (z.B. Transmittermangelhypothese) auf, macht deutlich, welche Behandlung leitliniengerecht ist, lässt den Leser aber auch über den Tellerrand blicken und stellt experimentelle/alternative Ansätze vor.

Das Depressionsbuch ist ein ganz wunderbarer Ratgeber, den ich wirklich allen empfehle, die sich über depressive Störungen informieren möchten.

Tobias Teismann und Sven Hanning: Das Depressionsbuch. Informationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte. BALANCE Buch + Medien Verlag, 2020, 272 Seiten; 20 Euro.

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