Das Baby ist meins von Oyinkan Braithwaite

„Beinahe über Nacht schien das Leben zum Stillstand gekommen zu sein, und es wurde nicht länger als sicher angesehen, sich frei unter andere Menschen zu mischen. Also blieben wir zu Hause.“ (Track 1)

Bambi lebt gerade mit seiner aktuellen Partnerin Mide zusammen, als auch in Nigeria ein Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie beschlossen wird. Als Mide dahinter kommt, dass Bambi fremdgegangen ist, setzt sie ihn – trotz verschärfter Ausgangsregelungen – kurzerhand vor die Tür.

Bambi hat nicht viel Handlungsspielraum und entschließt sich, zu seiner Tante – Auntie Bidemi – zu fahren, die ein kleines Baby hat und deren Ehemann gerade an Covid-19 verstorben ist.

Bei Auntie Bidemi trifft er aber nicht nur auf die Tante und ihr Baby Remi, sondern auch auf Esohe, die Ex-Geliebte seines Onkels.

Beide Frauen streiten sich darüber, wer die Mutter des Babys ist. Ein Mutterschaftstest könnte die Zweifel ausräumen, ist aber aufgrund der Pandemie gerade nicht möglich. Und da die beiden Frauen mit mehr oder weniger unlauteren Mitteln um das Baby kämpfen, versucht Bambi zu schlichten und auf das Baby aufzupassen. Dabei gerät er schließlich selbst zwischen die Fronten.

Das Baby ist meins ist ein knapper Roman, der sehr ansprechend und ausdrucksstark von Markus Bachmann eingelesen wurde. Er hat mich vom ersten Satz an begeistert und ins nigerianische Lagos versetzt. Dabei wird ein etwas anderes Nigeria gezeigt als in vielen anderen Büchern, die ich in letzter Zeit von nigerianischen Autoren gelesen habe: Hier haben wir es eher mit der Mittelschicht zu tun, hier dreht sich nichts um Armut, Drogen, Gewalt und den Kampf ums Überleben, sondern hier erleben wir die Lebenswelt derjenigen, die sich um die finanzielle Grundsicherung weniger Sorgen machen müssen. Stattdessen bietet der Roman einen Blick auf das manchmal schwierige Verhältnis zwischen Mann und Frau, das Rollenverständnis und einen gelungenen Einblick in eine patriarchale Gesellschaft.

Ich empfand den Roman als sehr unterhaltsam und dabei sowohl lehrreich als auch angenehm erzählt. Das Baby ist meins spielt sich fast nur im Haus von Auntie Bidemi ab, dennoch erhält man hier tiefe Einblicke ins Leben in Nigeria.

Der Roman hat mir sehr gefallen, und nun freue ich mich sehr auf Meine Schwester, die Serienmörderin.

Oyinkan Braithwaite: Das Baby ist meins. Übersetzung von Yasemin Dinçer. Aufbau Audio, 2021; 14,99 Euro.

Dieser Post ist Teil meines Nigeria-Monatsthemas im September 2021.

Dazu hab ich auch was zu sagen!