Autobiografie meines Körpers von Lize Spit

„Eine Mutter ist diejenige, trotz der man existiert, eine Mama ist diejenige, dank der man existiert.“ (Seite 18)

Die Mutter von Lize Spit hat ein Ösophagus-Karzinom und lässt sich zeitgleich zur Diagnosestellung von ihrem Ehemann scheiden.

Spit erzählt von ihrem eigenen Aufwachsen, von ihren Geschwistern Siska, Jules und Tiny, von der Alkoholabhängigkeit der Mutter, von ihrer Kindheit und Jugend mit Entbehrungen und von fehlender Bindung.

Sie berichtet zudem von selbstverletzendem Verhalten, vom eigenen Alkoholkonsum, von der langen Sprachlosigkeit zwischen ihr und der Mutter, die sich durch die Diagnosestellung plötzlich verändert.

Ich mag Spit als Autorin sehr gerne und habe alles gelesen, was bisher auf Deutsch von ihr erschienen ist.

Autobiografie meines Körpers bietet messerscharfe Beschreibungen und ermöglicht eine bildhafte Vorstellung, die nicht immer angenehm ist, denn Spit befasst sich hier mit Themen, die man möglicherweise gerne vermeiden möchte, z.B. das langsame Dahinsiechen der Mutter, Sterbebegleitung und Sterbehilfe.

Spit schreibt teilweise in Endlossätzen, so dass ihr Text atemlos klingt. Sie stellt hier auf perfekte Weise das Gedankenrasen dar, das ich auch selbst kenne aus Situationen, in denen etwas Unvorhersehbares passiert – in denen ich positive und negative Erinnerungen auf mich einströmend fühlte, in denen ich mich mit Sinn und Sinnlosigkeit auseinandergesetzt habe, in denen Gedanken um alles Mögliche kreisen.
Zwischendurch empfand ich das Buch immer wieder als etwas zu langatmig, zu ausführlich erzählt und Spit hat mich nicht immer komplett mitgerissen und richtig eintauchen lassen in ihre Geschichte.

Am Ende war ich dennoch extrem berührt, weshalb ich das Buch sehr empfehlen kann.

Lize Spit: Autobiografie meines Körpers. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. S. Fischer, 2025, 400 Seiten; 26 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!