„Mit dem Verstand ist Russland nicht zu fassen. An Russland muss man einfach glauben.“ (Fjodor Tjuttschew)
Im Alter von zwei Jahren kam Fredy Gareis zusammen mit seiner Mutter nach Deutschland. Gespräche über die alte Heimat Russland waren ein Tabuthema in der Familie, und so erfuhr Gareis kaum etwas über die russische Vergangenheit seiner Mutter und seine eigene Herkunft. Nur seine Großmutter begann irgendwann, von Russlanddeutschen und vom Straflager in Sibirien zu erzählen.
Jahre nach dem Tod seiner Großmutter macht sich Gareis auf den Weg: von Sankt Petersburg über Moskau, Tschuwaschien, den Ural, Kasachstan und den Baikalsee bis nach Magadan am Pazifik. Unterwegs versucht er, die russische Seele zu verstehen, mehr über seine Familie und seine Herkunft zu lernen.
Ich habe vor einigen Jahren bereits Tel Aviv – Berlin von Gareis gelesen und habe seitdem sehnsüchtig auf sein nächstes Buch gewartet. Nach der Lektüre von 100 Gramm Wodka kann ich sagen, dass sich das Warten sehr gelohnt hat.
Bereits der Einstieg ins Buch hat mir sehr gefallen und mich neugierig auf die weiteren fast 250 Seiten, auf die Reise durch Russland, die Suche nach der Herkunft des Autors und seine Geschichte gemacht.
Über das gesamte Buch hinweg schafft es der Autor, den Leser zu fesseln und für sein Abenteuer zu begeistern, was zum Teil sicherlich am lebendigen Schreibstil und an den detaillierten Beschreibungen von Land und Leuten liegt. Besonders gut gefallen hat mir, dass Gareis in seinem Buch nicht nur von seiner spannenden Reise erzählt, sondern es dem Leser ermöglicht, mehr über Russland, seine Geschichte und Kultur, seine Bewohner und ihre Mentalität zu lernen. Dies gelingt ihm, indem er viele Anekdoten über Regionen und Menschen erzählt, sich auf russische Autoren wie Fjodor Michailowitsch Dostojewski oder Alexander Issajewitsch Solschenizyn bezieht, Städte und Landschaften detailreich schildert.
100 Gramm Wodka erzählt nicht nur von einer großartigen Reise, sondern berichtet auch von der Geschichte Russlands, seinen Bewohnern und ihrer Mentalität. Zudem handelt es sich um ein sehr persönliches Buch, das viele Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des Autors bietet.
Ich freue mich schon auf das dritte Buch von Gareis, das im April 2018 bei Malik erscheint und das den Leser nach Nordamerika mitnimmt.
Fredy Gareis: 100 Gramm Wodka. Auf Spurensuche in Russland. Malik, 2015, 256 Seiten; 14,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Russland-Themas im November 2017.
Hallo!
Nach “Couchsurfing in Russland“ von Stephan Orth habe ich mich ein bisschen in das Land verguckt. Ich würde es auch gerne selbst bereisen. Allerdings ist es so riesig und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Vielleicht hilft mir dieses Buch ja dabei.
Liebe Grüße
Sabrina
Salut! Das kann ich gut verstehen, und ich kann mir vorstellen, dass dir „100 Gramm Wodka“ ein bisschen helfen und dich noch neugieriger auf Russland machen kann. Liebe Grüße!