Dave Eggers hat die wahre Lebensgeschichte von Valentino Achak Deng in Romanform gebracht: Valentino ist weit gegangen und wurde deshalb auch von einigen Freunden so genannt – „Weit Gegangen“. Sein Weg führt ihn aus seiner Heimat, Marial Bai im Süden des Sudan, nach Äthiopien, Kenia und schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika. Sein Weg und sein Leben sind geprägt von Freundschaft und Verlusten, von Hunger, Durst und Elend, von Massakern und Tod.
Anhand Valentinos Lebensgeschichte erzählt Eggers von der blutigen und in der westlichen Welt beinahe vergessenen Geschichte des Sudan, von Bürgerkrieg und dem täglichen Kampf ums Überleben. Sprachlich bewegt sich der Autor hierbei auf hohem Niveau, ohne dass die Lesbarkeit des Romans darunter leiden muss. Die Grausamkeiten des Bürgerkriegs, der Massaker, der endlosen Wanderungen ohne Nahrung und Flüssigkeit werden zwar detailliert und anschaulich geschildert, doch nicht unnötig ausgebaut und aufgebauscht. So ergibt sich ein erschütterndes Buch, das das Leben und den Kampf eines beeindruckenden Individuums (unter vielen anderen) zeigt, jedoch stets sonderbar erträglich bleibt. Bisweilen empfand ich einige Passagen als zu lang, doch alles in allem handelt es sich bei Weit Gegangen um ein wichtiges und ergreifendes Buch, das fesselt und dem Leser die gegenwärtige Situation im Sudan verständlich macht.
Dave Eggers: Weit Gegangen. Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer&Witsch, 2008, 768 Seiten; 24,95 Euro.
Dieser Post ist Teil des Nomadenleben-Monatsthemas im Februar 2021.