„Ich erzähle niemandem von dir; du erzählst niemandem von mir. Wir sind des anderen Geheimnis.“ (Seite 80)
Nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer Großmutter hat sich Isma um ihre beiden jüngeren Geschwister, die Zwillinge Aneeka und Parvaiz, gekümmert, doch als diese alt genug sind, um auf eigenen Füßen zu stehen, geht Isma in die USA, um an einem Promotionsstudiengang in Soziologie teilzunehmen.
Dass Isma problemlos in die USA einreisen kann, kommt einem Wunder gleich, denn Ismas Vater, der schon länger tot ist, war ein Dschihadist, und nun hat sich Ismas Bruder Parvaiz dem IS angeschlossen.
In den USA lernt Isma Eamonn kennen, einen jungen Engländer, der wie Isma pakistanische Wurzeln hat, allerdings aus privilegierten Verhältnissen stammt. Als Eamonn nach England zurückkehrt, trifft er auf Aneeka, die beiden verlieben sich ineinander.
Ich habe vor vielen Jahren mit großer Begeisterung Die Straße der Geschichtenerzähler von Kamila Shamsie gelesen, die selbst in Pakistan geboren wurde und heute in London bzw. in Karatschi lebt.
Auch Hausbrand hat mir außerordentlich gut gefallen, was zum einen sicherlich an der gelungenen Konstruktion des Romans liegt, zum anderen an der komplexen Auseinandersetzung mit der Thematik und an der lebensnahen Zeichnung der Figuren.
Shamsie erzählt auf eindringliche und gefühlvolle Weise, ohne in Kitsch oder Schnulzigkeit abzugleiten. Hausbrand ist psychologisch und emotional stets überzeugend, bietet durch die verschiedenen Perspektiven die Möglichkeit, Zusammenhänge, Entscheidungen, Emotionen und Gedanken der Figuren zu verstehen.
Durch die fünf Erzählperspektiven (Isma, Eamonn, Parvaiz, Aneeka, Karamat) entblättert sich die Geschichte nach und nach aus der Sicht der verschiedenen involvierten Personen, was die Lektüre ebenso fesselnd wie klug konstruiert macht.
Kamila Shamsie: Hausbrand. Aus dem Englischen von Nikolaus Hansen. Berlin Verlag, 2018, 256 Seiten; 22 Euro.
Dieser Post ist Teil des Pakistan-Monatsthemas im April 2020.