Die letzte Metro. Junge Literatur aus Tschechien von Martin Becker und Martina Lisa (Hrsg.)

„Und die letzte Metro ist die schönste Metro von allen. In der letzten Metro, da ist man melancholisch und will nicht, dass die Fahrt aufhört. In der letzten Metro, da ist man oft verliebt und mit dem Kopf ganz woanders. In der letzten Metro, da bleiben manchmal Gedichtbände liegen oder gleich ganze Romanmanuskripte. In der letzten Metro bleibt nur noch die zufriedene Müdigkeit oder die müde Unzufriedenheit, es gibt keine Fortsetzung mehr, denn die Geschichten des Tages sind geschrieben, die wir uns am nächsten Morgen erzählen werden. Die letzte Metro gehört den Originalen.“ (Seite 12)

Martin Becker und Martina Lisa haben Autorinnen und Autoren aus Tschechien zusammengetragen und eine Auswahl ihrer Geschichten in Die letzte Metro veröffentlicht. Ich selbst kannte keinen einzigen der im Buch erwähnten Autoren, lediglich Tereza Semotamová war mir durch ihren Roman Im Schrank, der allerdings noch ungelesen in meinem Regal steht, ein Begriff. Mir haben diese Einblicke in eine mir recht unbekannte Literaturwelt gefallen, zumal ich sehr erstaunt darüber bin, dass hierzulande trotz der räumlichen Nähe zu Tschechien tschechische Autoren kaum bekannt sind.

Die Geschichten und Gedichte im Buch drehen sich um Menschen in verschiedenen Lebenswelten, um ihre Wünsche und Sehnsüchte, um Zweifel und Probleme, um zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Fremden, Familienmitgliedern, Freunden, Beziehungspartnern.

Auf jeder Seite spürt man das Flair Tschechiens, erfährt zwischen den Zeilen (oder auch ganz explizit) von der Mentalität und dem Alltag der Menschen in Tschechien.

Die letzte Metro ist perfekt für all jene, die sich gerne mehr mit tschechischer Literatur auseinandersetzen und (einem bisher sehr wahrscheinlich unbekannte) Autoren kennenlernen möchte. Wie üblich bei Anthologien habe ich nicht zu allen Autoren und Geschichten Zugang gefunden, doch ich wurde durch die Lektüre von Die letzte Metro sehr inspiriert und habe einige Autoren auf meine Merkliste gesetzt, von denen ich gerne mehr lesen will. Vor allem freue ich mich nun auf Im Schrank, das ich die Tage anlesen werde.

Martin Becker und Martina Lisa (Hrsg.): Die letzte Metro. Junge Literatur aus Tschechien. Aus dem Tschechischen von Martina Lisa. Voland & Quist, 2017, 208 Seiten; 18 Euro.

Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Tschechien und Slowakei“ im Juli 2019.

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