„Der Jemen stirbt. Seit Jahren zerstört Krieg dieses Land und die schönste Stadt, die der Autor Guy Helminger je in seinem Leben gesehen hat: Sanaa.“ (Klappentext)
Helminger bereiste den Jemen 2009 – vier Jahre vor Ausbruch des Bürgerkriegs, sechs Jahre vor Beginn der saudischen Militärintervention.
Helminger erkundet vor allem Sanaa, aber auch Aden sowie verschiedene Städte und Dörfer im Hochland und im Hadramaut, z.B. Schibam im Hadramaut, Seiyun, Tarim, Schibam Kaukaban und Thula.
Der Autor erzählt unter anderem von Geschichte und Politik, Alltagsleben und Tourismus, Religion und Islamismus, Architektur und Suq, Qat und Entführungen, Straßensperren und Stammesrecht.
Ich habe den Jemen vor 20 Jahren bereist, also etwa 8 Jahre vor Helmingers Reise, und ich habe viele der von ihm beschriebenen Orte mit eigenen Augen gesehen. Der Jemen war damals mein absolutes Sehnsuchtsziel, und ich wollte unbedingt wiederkehren. Nach dem 11. September 2001 habe ich dieses Vorhaben vorerst auf Eis gelegt, doch nach den vielen Unruhen, dem Bürgerkrieg und der Militäroffensive der Saudis ist eine erneute Reise in weite Ferne gerückt, und sehr wahrscheinlich werde ich den Jemen nie wieder selbst besuchen können. Die Sehnsucht nach dem Jemen ist aber geblieben, und deshalb lese ich immer wieder Bücher über dieses wunderschöne Land, das nun in Schutt und Asche liegt und zusätzlich von Krankheiten und Hungersnöten geplagt wird.
Wie der Autor finde auch ich, dass Sanaa die schönste Stadt der Welt ist, und es war wunderbar, mit dem Autor durch die Straßen und Gässchen zu streifen, am Bab al-Yaman die Altstadt zu betreten, über den Suq al-Mihl zu schlendern, die einzigartige Architektur zu bewundern.
Dem Autor sind die Beschreibungen der Orte und Personen sowie der zurückgelegten Wege hervorragend gelungen. Er hat durch seine Texte und die vielen Farbfotos die Erinnerungen an meine eigene Jemen-Reise aufgefrischt, die Atmosphäre im Land (vor allem in Sanaa) perfekt eingefangen und mich in Jemen-Stimmung versetzt.
Selbstverständlich hat mich das Buch auch traurig gemacht, denn den Jemen, den ich bereist habe und von dem Helminger erzählt, den gibt es nicht mehr.
Guy Helminger: Die Lehmbauten des Lichts. Aufzeichnungen und Fotos aus dem Jemen. capybarabooks, 2019, 224 Seiten; 20 Euro.