„Wusstest du nicht, dass die Jemeniten die Ersten waren, die Kaffee exportiert haben? Im Grunde haben wir den Kaffee erfunden.“ (Seite 81)
Viel war nicht übrig vom alten Glanz Al-Mokhas, als ich vor fast 19 Jahren in der jemenitischen Stadt stand, die dem Mokka seinen Namen gab. Wenn ich an Al-Mokha denke, die Hafenstadt am Rande der Tihama-Wüste, von der aus einst Kaffee in alle Welt verschifft wurde, fällt mir nur noch die Trostlosigkeit ein, mit der ich die Stadt verbinde: eine halb verlassene Stadt, eine einsame Moschee, ein kleiner Sandsturm, in den ich damals geraten bin.
Nun bin ich mit Dave Eggers wieder nach Al-Mokha gereist, und meine Assoziationen mit Al-Mokha ähneln sehr denjenigen des Protagonisten Mokhtar, der als Kaffeeexporteur den Jemen bereiste:
„Mokhtar hatte viel über Mokka gelesen. Er hatte seine Firma nach Mokka benannt und war seit Jahren von der Geschichte der Stadt fasziniert. Aber jetzt sah er sie zum ersten Mal. Die Einfallstraße war mit Schlaglöchern übersät und wurde von maroden Steinhäusern gesäumt. Viele davon waren verlassen. Der legendäre Hafen war mal einer der wichtigsten weltweit gewesen, doch die Stadt hatte harte Zeiten hinter sich […].“ (Seite 325)
Eggers erzählt in Der Mönch von Mokka die wahre Geschichte von Mokhtar, einem amerikanischen Muslim jemenitischer Herkunft, der nach diversen Jobs beschließt, dass er den jemenitischen Kaffee wieder salonfähig machen will und ihm seinen früheren Ruhm zurückgeben möchte.
Verwoben mit Mokhtars Geschichte erzählt Eggers von Mokhtars Familie, von der Geschichte und Politik des Jemens, von Islamismus, Bürgerkrieg und Terrorismus, von der bewegten Geschichte des Kaffeehandels, von der Verarbeitung der Kaffeebohnen etc.
Ich habe vor ein paar Jahren mit Zeitoun und Weit Gegangen zwei großartige Romane von Eggers gelesen, aber war von Ein Hologramm für den König so enttäuscht, dass ich keine weiteren Bücher von ihm lesen wollte. Aufgrund meiner eigenen Reise in den Jemen und weil ich gerne guten Kaffee trinke, habe ich Der Mönch von Mokka trotzdem gelesen. Zum Glück! Denn Der Mönch von Mokka ist schlichtweg großartig.
Mich hat das Buch sehr bewegt, sicher vor allem deshalb, weil ich einen persönlichen Bezug zum Jemen habe, die politischen Veränderungen und die humanitäre Katastrophe der letzten Jahre mit Schrecken und Traurigkeit beobachtet habe. Eggers hat mir aber nicht nur diese düstere Situation im Jemen gezeigt, sondern auch die schöne Seite, die ich im Februar 2001 noch mit eigenen Augen sehen durfte, bevor sich der Jemen so dramatisch veränderte.
Der Mönch von Mokka ist ein Buch für Kaffeeliebhaber, für Jemenliebhaber und für Liebhaber komplexer Bücher, die nicht nur unterhalten, sondern auch Wissen vermitteln.
Dave Eggers: Der Mönch von Mokka. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer&Witsch, 2018, 384 Seiten; 22 Euro.