„Wie in der Gesamtbevölkerung, so gibt es auch bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung viele, die Cannabis nur gelegentlich und damit gesundheitlich eher unproblematisch konsumieren. Ein vermehrter Konsum von Cannabis kann allerdings bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung besondere und auch schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.“ (Seite 7)
Michael Büge fasst in seinem Basiswissen-Buch die wichtigsten Punkte zum Thema Cannabiskonsum zusammen. So bietet er initial basale Informationen zu Begriffen und zur Wirkweise, beantwortet Fragen aus dem Arbeitsalltag mit cannabiskonsumierenden Klienten und erklärt, wie Sucht entsteht, bevor er auf Wechselwirkungen mit psychischen Erkrankungen bzw. Medikamenten eingeht, die Rolle der Helfer beschreibt und Vorschläge zum Umgang mit cannabiskonsumierenden Klienten macht.
Ich habe schon einige Bücher aus der Basiswissen-Reihe gelesen (Umgang mit wahnkranken Menschen, Geschichte der Psychiatrie, Umgang mit suizidgefährdeten Menschen), und auch Büges Buch ist gewohnt knapp und vermittelt einen guten Überblick über das Thema. Dabei sind die Ausführungen übersichtlich und leicht verständlich, das Buch ist sachlich geschrieben und bildet viele Facetten des Cannabiskonsums ab.
Gelungen fand ich auch die vielen Beispiele aus der Praxis und die Fallberichte sowie den recht starken Fokus auf Psychosen. Gerade weil ich mich schon sehr intensiv mit Psychosen/Schizophrenie auseinandergesetzt habe, ist mir allerdings der (vor allem im Vergleich zu Autoren wie Stefan Weinmann oder Jann E. Schlimme) etwas einseitige Blick auf Psychopharmaka und auf die Dopaminhypothese aufgefallen.
Cannabiskonsum und psychische Störungen hat mir viel Bekanntes geboten, das mein vorhandenes Wissen mit Zahlen und Praxisbeispielen unterfüttert hat, aber auch viel neues Wissen vermittelt und Bezüge zu bereits vorhandenem Wissen hergestellt.
„Es besteht ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen, allerdings lässt sich dieser nicht auf die Formel ‚Cannabiskonsum löst psychische Krankheiten aus‘ reduzieren. In den meisten Fällen handelt es sich vielmehr um Wechselbeziehungen. Beide Bereiche beeinflussen sich gegenseitig. Dies macht die Einschätzung, in welchem Umfang der Cannabiskonsum für jeden einzelnen der Klientinnen und Klienten schädlich ist und welche Interventionen sinnvoll und notwendig sein könnten, natürlich viel schwieriger.“ (Seite 143)
Michael Büge: Basiswissen – Cannabiskonsum und psychische Störungen. Psychiatrie Verlag, 2017, 151 Seiten; 18 Euro.
Dieser Post ist Teil des Sucht-Monatsthemas im März 2021.