„Wenn ein Mensch nicht mehr entscheiden kann, hört er auf, ein Mensch zu sein.“ (Track 3)
Alex hat Spaß an Ausschweifungen und Gewalt. Mit seinen drei Droogs konsumiert er Alkohol und Drogen, schlägt wehrlose Menschen brutal zusammen, raubt sie aus, vergewaltigt Frauen.
Als Alex‘ Freunde mit seiner Führungsrolle in der Gruppe mehr und mehr unzufrieden sind, lassen sie ihn an einem Tatort im Stich, so dass Alex von der Polizei festgenommen wird. Da das Opfer des Raubzugs an den Misshandlungen stirbt, wird Alex wegen Mordes angeklagt und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt.
Im Gefängnis wird Alex einer Aversionstherapie unterzogen, die aus ihm einen guten Bürger machen soll. Hierfür wird ihm ein Brechmittel injiziert, während ihm Gewaltfilme präsentiert werden, so dass er darauf konditioniert wird, beim schieren Gedanken an Gewalt mit Übelkeit und Erbrechen zu reagieren. Da einer der Filme mit Beethovens 9. Sinfonie hinterlegt ist, kann Alex, der klassische Musik und vor allem Ludwig van Beethoven sehr schätzte, als ungeplante Folge der Konditionierung die Musik nicht mehr wie zuvor genießen.
Das Ergebnis der sogenannten Ludovico-Technik ist beeindruckend: Alex ist von nun an unfähig zu Gewalt und kann resozialisiert werden.
Ich habe den 1962 erstmals veröffentlichten Roman Clockwork Orange von Anthony Burgess bereits vor über 20 Jahren gelesen, aber nun nochmals als Hörspiel gehört. Auch wenn mir das Hörspiel sehr gut gefallen hat, empfehle ich aufgrund der starken Kürzungen dennoch das Buch.
Clockwork Orange ist extrem brutal und nichts für schwache Nerven. Das Hörspiel erreicht dabei nicht das Ausmaß des Romans, ist aber durch die Soundeffekte wie Schreie oder monotone Wiederholungen trotzdem ein harter Brocken.
Insgesamt finde ich die Inszenierung des Hörspiels sehr gelungen, auch die anderen Hintergrundgeräusche und die Musikeinspielungen von Beethovens 9. Sinfonie tragen sehr zu einer besonderen Stimmung bei und untermalen die Geschichte perfekt.
Das Einzigartige am Buch und Hörspiel sind aber meiner Meinung nach nicht so sehr die Thematik, die Brutalität und die genaue Beschreibung der Durchführung und der Folgen der Ludovico-Technik, sondern die Sprache Burgess‘, der für seinen Roman einen fiktiven Jugendjargon (Nadsat) entwickelt hat. Nadsat beruht dabei auf dem Russischen, wurde von Burgess aber soweit entfremdet, dass sich kaum noch Parallelen finden lassen. Erstaunlicherweise sorgt diese konstruierte Sprache nicht dafür, dass man Probleme beim Verstehen von Phrasen und Geschehnissen bekommt, sondern macht den Roman zu einem besonderen Lese-/Hörerlebnis.
Anthony Burgess: Clockwork Orange. Mit Martin Olbertz, Winfried Glatzeder u.v.a. Der Audio Verlag, 2012; vergriffen (antiquarisch erhältlich).
Anthony Burgess: Clockwork Orange. Aus dem Englischen von Wolfgang Krege. Heyne, 1997, 224 Seiten; 9,99 Euro.
Dieser Post ist Teil meines Musik-Monatsthemas im Februar 2020.