„Die Soziale Phobie umfasst ein ganzes Spektrum von Problemen, Unsicherheiten, Beeinträchtigungen und Folgeproblemen. Bei jedem Betroffenen ist sie etwas anders gelagert und zeigt sich mit unterschiedlichen Beschwerden, die auf den ersten Blick nicht vergleichbar sein müssen.“ (Seite 12)
„Kernangst bei der Sozialen Phobie ist die Angst vor Bewertung, Peinlichkeit, Blamage, Demütigung und Ablehnung und dies über einzelne, eher seltene Situationen hinaus.“ (Seite 20)
Martina Fischer-Klepsch erklärt in ihrem Buch initial den Unterschied zwischen Schüchternheit und einer sozialen Phobie, beschreibt Symptome sowie Sicherheits- und Vermeidungsverhalten und geht näher auf die Entstehung einer sozialen Phobie ein.
Danach bietet sie ein Selbsthilfeprogramm mit Angstanalyse, Psychoedukation und Expositionsübungen, setzt sich mit Denkfehlern und Grundannahmen auseinander und erklärt, was eine gesunde Lebensführung ausmacht. Sie erwähnt zudem Achtsamkeit und Entspannungsverfahren, soziale Kompetenz, Emotionsregulation und Selbstwert.
Am Ende gibt sie Hinweise, wann man sich professionelle Hilfe suchen sollte.
Ich bin immer auf der Suche nach Büchern für Betroffene, die ich hilfreich und empfehlenswert finde, und ein solches Buch ist Soziale Phobie – die heimliche Angst.
Ich empfand das Buch als sehr verständlich geschrieben und als sehr fundiert, so dass es sich perfekt für Laien eignet.
Fischer-Klepsch orientiert sich in ihrem Buch stark am Vorgehen während einer ambulanten Verhaltenstherapie (sowohl inhaltlich als auch zeitlich), bietet dadurch viel Struktur und eine ebenso hilfreiche wie praxisnahe Annäherung an die Behandlung sozialer Ängste.
Die Ausführungen sind ausführlich genug, um gut folgen zu können, aber gleichzeitig so knapp gehalten, dass man das Buch flott lesen kann und viele Information in recht kurzer Zeit bekommt.
Das Buch enthält viele Übungen, die allesamt sehr gut erklärt und hergeleitet werden. Die Fragen, die Fischer-Klepsch auflistet, empfand ich als hilfreich und relevant für meine eigene therapeutische Tätigkeit.
Dies ist ein sehr gutes Buch für eine erste Auseinandersetzung mit sozialen Ängsten, für die Begleitung einer Verhaltenstherapie bzw. zur Vorbereitung und als Überbrückungsmöglichkeit bis zum Start einer Verhaltenstherapie, zur Nachbereitung einer Verhaltenstherapie und zum Auffrischen gelernter Inhalte sowie für Krisenmanagement. Gerade in Anbetracht der Tatsache, wie rar Therapieplätze bzw. wie lange Wartezeiten auf Psychotherapie sind, finde ich dieses Buch wichtig und eine gute Unterstützung, um Selbstwirksamkeit zu stärken.
Martina Fischer-Klepsch: Soziale Phobie – die heimliche Angst. Selbsthilfeprogramm mit Übungen aus der Praxis. Junfermann Verlag, 2021, 240 Seiten; 29 Euro.