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„Ich habe mich von deinem Vater befreit und dachte, jetzt wird alles besser, jetzt fängt ein neues Leben an, aber es geht wieder los, es geht wieder von vorne los, […], Ich weiß auch nicht, warum mein Leben so scheiße ist, warum ich immer an Männer gerate, die mich nicht glücklich machen, die wollen, dass ich leide, das hab ich doch nicht verdient,
bin ich denn so ein schlechter Mensch?“ (Seite 10)
Nach der Trennung von Édouard Louis’ Vater lebt seine Mutter mit einem neuen Partner in einer Hausmeisterwohnung in der Pariser Innenstadt. Der Mann beleidigt sie, beschimpft sie, demütigt sie, wertet sie ab.
Als Louis während eines Telefonats mit seiner Mutter den Mann im Hintergrund schreien und wüten hört und die Mutter weint, weint Louis mit ihr und bietet ihr seine Wohnung an, wo sie unterkommen kann, während er selbst gerade im Ausland ist.
Seine Mutter nimmt das Angebot an, packt einige wenige Dinge ein und verschwindet aus dem Leben des Mannes.
Louis ist einer meiner Lieblingsschriftsteller, und ich habe alles gelesen, was bisher auf Deutsch von ihm veröffentlicht wurde. Thematisch bewegt er sich oft auf dem Terrain seiner Familiengeschichte, und seine Bücher sind inhaltlich oft vergleichbar mit denen seines Freundes Didier Eribon (was durchaus Gründe für Kritik sein könnten, was mich aber nicht stört).
Hier erzählt er auf liebevolle, besorgte, stolze und respektvolle Weise von seiner Mutter, von Gewalterfahrungen und von Armut. Er erzählt davon, wie er sich von seiner Familie distanziert hat, wie er öffentlich von seinen Kindheitserfahrungen berichtet hat, wie er seine Mutter dadurch verletzt hat. Er gibt seiner Mutter eine Bühne, die nach schwierigen Beziehungen endlich ihr eigenes Leben lebt, sich frei fühlt, ihr Leben und ihre Freiheit genießt.
Auch mit Monique bricht aus hat mich Louis berührt, und das Buch ist so pointiert geschrieben, wie ich das von ihm kenne und wofür ich ihn schätze.
Édouard Louis: Monique bricht aus. Aus dem Französischen von Sonja Finck. S. Fischer, 2025, 160 Seiten; 22 Euro.