„Die Autoren vermitteln Hintergrundwissen, das uns die Logik psychischer Krankheiten verstehen lässt.“ (Klappentext)
Matthias Hammer und Irmgard Plößl beschreiben in ihrem Buch initial, wie psychische Erkrankungen entstehen, und gehen im zweiten Teil ihres Buches auf einzelne Störungen im Detail ein. Sie stellen hierbei Psychosen, depressive und bipolare Störungen, Persönlichkeitsstörungen sowie Angst- und Zwangsstörungen vor und widmen Traumasensibilität und suizidalen Krisen separate Kapitel.
Bei den einzelnen Störungen bieten sie Einblicke ins Erleben von Betroffenen, zeigen Parallelen zu Alltagserlebnissen und -erfahrungen, teilen Informationen zu Frühwarnzeichen, Symptomen, Diagnostik, Häufigkeit, Erklärungsansätzen, Therapiemöglichkeiten, Hilfsangeboten und Selbsthilfe.
Laut der Autoren richtet sich Irre verständlich nicht in erster Linie an Betroffene, sondern eher an Fachkräfte, die mit psychisch kranken Menschen arbeiten. Ich finde jedoch, dass das Buch auch sehr gut für Betroffene und Angehörige geeignet ist, die mehr über eine bestimmte Erkrankung etc. wissen möchten.
Neben den verständlichen Texten und übersichtlichen Grafiken finden sich im Buch zudem sehr viele Fallbeispiele, und es gibt Downloadmaterialien, so dass Irre verständlich sehr praxisnah ist.
Was mir am Buch besonders gut gefallen hat, sind die entstigmatisierenden Erklärungen, die zeigen, dass wir es mit einem Kontinuum zwischen „gesund“ und „krank“ zu tun haben und dass wir nicht mehr in s/w-Kategorien denken sollten. Auch den wertschätzenden und respektvollen Umgang mit psychischen Erkrankungen fand ich gelungen.
Ich bin selbst „vom Fach“, so dass mir die Informationen im Buch größtenteils geläufig waren. Ich empfand die Schilderungen als sehr informativ und als sehr gut zusammengefasst, wobei ich vor allem die Ausführungen zu den Persönlichkeitsstörungen sowie zu suizidalen Krisen gelungen fand.
An einigen Stellen empfand ich die Inhalte von Irre verständlich als etwas zu vereinfacht dargestellt, wodurch die Ausführungen bisweilen etwas ungenau wirken bzw. nicht ganz korrekt wiedergegeben wurden. Das ist mir vor allem bei den psychotischen Erkrankungen aufgefallen, mit denen ich mich bereits sehr intensiv und seit 25 Jahren beschäftige, so dass ich hier ein sehr fundiertes Wissen habe. Für eine Zusammenstellung von Inhalten für einen ersten Überblick halte ich diese Vereinfachungen jedoch für vertretbar, so dass ich das Buch trotz allem sehr empfehlen möchte, obgleich nicht primär für Menschen, die sich mehr mit Psychosen/Schizophrenie befassen wollen.
Matthias Hammer und Irmgard Plößl: Irre verständlich. Menschen mit psychischer Erkrankung wirksam unterstützen. Psychiatrie Verlag, 2012, 272 Seiten; 30 Euro.