Gobi. Die Wüste in mir von Reinhold Messner

„Ich gehe freiwillig bis zum Punkt extremen Ausgesetzt- und Verlorenseins, um das Leben hinterher als lebenswert zu empfinden. So gelingt es mir auch, wieder und wieder Lebenslust zurückzugewinnen. Nach jeder ausweglosen Situation erscheint mir das Leben als großes Geschenk.“ (Seite 32)

Zum Jahreswechsel 2003/2004 reist Reinhold Messner zusammen mit seinem damals 13-jährigen Sohn in die Ténéré. Er selbst sieht diese gemeinsame Reise als Vorbereitung für die Erfüllung eines großen Traums: Im Jahre 2004 (also im Alter von 60 Jahren) durchquert Messner allein und größtenteils zu Fuß die Wüste Gobi von Ost nach West.

Ich habe schon sehr viel von Messner gelesen, jedoch stets Bücher über seine Bergsteigererfahrungen. Auch nach dem Lesen von Gobi kann ich sagen: Der Mann hat was erlebt, und er kann sich ausdrücken, so davon erzählen, dass man beinahe mit dabei ist. Messner berichtet stets detailreich, aber nie so ausführlich, dass es langatmig wird. Er findet beim Schreiben gewissermaßen eine ähnliche Balance, die auch seine Expeditionen und Abenteuer auszeichnet, wobei er bei diesen die Balance zwischen Risiko und Sicherheit hält, indem er gewisse Wagnisse eingeht, aber nie waghalsig wird.

Ich empfand Gobi nicht nur als spannendes Buch, das mir die Gobi und die Mongolei näher gebracht hat, sondern auch als sehr persönliches Buch, in dem Messner von seiner Kindheit und Jugend im Villnößtal, von Ängsten und Sehnsüchten, von früheren Expeditionen und (natürlich) vom Tod seines Bruders Günther am Nanga Parbat im Jahre 1970 erzählt.

Messner ist in Gobi selbstkritisch und gewohnt offen, lässt sich ganz auf sein Abenteuer und die Menschen in der Gobi ein. Neben den Berichten seiner Gobi-Durchquerung und dem Beschreiben seiner Gedanken und Gefühle beim Laufen erzählt Messner von den Bewohnern der Mongolei, vom Nomadenleben, von der Weite der Wüste, von Einsamkeit und Gastfreundschaft.

So entsteht (wie immer in Messners Büchern) ein komplexes Gesamtbild einer Reise mit biografischen Einsprengseln, Informationen zum jeweiligen Ort sowie der Schilderung von inneren Prozessen beim Erleben der Expeditionen, die Messner wagt und bewältigt.

Im Buch befinden sich zudem zahlreiche s/w-Abbildungen, auf denen zwar wenig Details sichtbar sind, die aber dennoch einen spannenden Einblick in seine Reise bieten.

„Zum Wesen meiner Existenz gehört es offensichtlich, immer wieder einer Obsession zu folgen und diese von Mal zu Mal zur Profession zu machen, im Fels, im Eis, im Sand.“ (Seite 31)

Reinhold Messner: Gobi. Die Wüste in mir. DuMont Reiseverlag, 2018, 271 Seiten; 14,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Nomadenleben-Monatsthemas im Februar 2021.

Dazu hab ich auch was zu sagen!