Ich hab’s nicht so mit Liebesromanen, aber natürlich gibt es trotzdem eine Menge Bücher, die keine kitschige Liebesgeschichte erzählen, sondern einfach besonders sind: besonders berührend, besonders authentisch, besonders besonders. Solche Geschichten möchte ich heute vorstellen.
Dshamilja von Tschingis Aitmatow
Ich habe Dshamilja vor etwa 20 Jahren erstmals gelesen, und das Buch war meine erste Begegnung mit Tschingis Aitmatow und mit Kirgisien. Die Geschichte spielt im Sommer 1943 und handelt von der verheirateten Dshamilja, deren Ehemann im Zweiten Weltkrieg kämpft. Der Erzähler der Geschichte, der 15-jährige Said und Schwager Dshamilijas, beobachtet während der harten Arbeit auf den Feldern, wie sich zwischen Dshamilja und dem Arbeiter Danijar langsam eine Liebesbeziehung entwickelt.
Die Liebe in den Zeiten der Cholera von Gabriel García Márquez
Bereits in seiner Jugend war Florentino Ariza in Fermina Daza verliebt und machte ihr einen Heiratsantrag. Doch Fermina entschied sich gegen ihn und für Doktor Juvenal Urbino. Die Jahre ziehen vorbei, die Welt verändert sich, aber Florentinos Liebe zu Fermina bleibt bestehen. Und als Ferminas Ehemann stirbt, steht Florentino wieder vor der Tür und wirbt um sie – nach 51 Jahren, 9 Monaten und 4 Tagen, in denen er sie nicht vergessen hat.
Einmal im Leben von Jhumpa Lahiri
Hema und Kaushik kennen sich seit ihrer Kindheit, denn ihre Eltern sind miteinander befreundet. Als Kaushiks Familie die USA verlässt und zurück in die indische Heimat zieht, verlieren sich die beiden und ihre Eltern aus den Augen. Doch nach sieben Jahren kehrt Kaushiks Familie zurück in ihre zweite Heimat und findet bei Hemas Eltern vorübergehenden Unterschlupf. Hema verliebt sich sehr bald in den in sich gekehrten Kaushik, doch bleibt es eine Verliebtheit auf Distanz und im Geheimen. Nach 20 Jahren treffen sich die beiden in Europa wieder – Kaushik hat es zu Ruhm als Fotograf von Kriegsschauplätzen gebracht, Hema hat eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen und steht kurz vor einer arrangierten Hochzeit. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]
Die sterblich Verliebten von Javier Marías
Seit Jahren sitzt María jeden Morgen in einem Madrider Café und beobachtet „das perfekte Paar“. Nie hat sie ein Wort mit Miguel und Luisa gewechselt, aber sie ist fasziniert von den beiden. Doch eines Tages wird Miguel am helllichten Tag von einem Obdachlosen getötet, und Luisa bleibt allein mit den Kindern zurück. Auch Marías Leben verändert sich nach der Gewalttat, und bald weiß sie nicht mehr, was sie glauben darf und was sie anzweifeln sollte.
Briefe der Liebe von Maria Nurowska
Krystyna Chylinska, die eigentlich Elzbieta Elsner heißt, schreibt sieben Briefe an ihren Ehemann Andrzey, die sie ihm jedoch nie zu lesen gibt. In diesen Briefen erzählt sie ihm, wer sie wirklich ist, wie und warum sie eine falsche Identität angenommen hat, und dass ihr gemeinsames Leben auf dieser großen Lüge basiert.
Ich bin Henker von Rajesh Parameswaran
Ich bin Henker beinhaltet neun außergewöhnliche Liebesgeschichten. Da wird zum Beispiel die Geschichte von Ming erzählt, einem Bengalischen Tiger, der gerade über die unglückliche Liebe zur Tigerin Saskia hinweg gekommen ist und sich in seinen Pfleger verliebt. Die Gemeinsamkeit der neun Geschichten ist das Außergewöhnliche. Jede der einzelnen Liebesgeschichten ist sowohl inhaltlich als auch stilistisch ganz anders als die restlichen acht. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]
Liebesleben von Zeruya Shalev
Die Ich-Erzählerin Ja’ara führt ein eher unspektakuläres, aber behütetes Leben an der Seite ihres Ehemannes. Doch dann trifft sie auf Arie, den Jugendfreund ihres Vaters, der sie zugleich anzieht und abstößt. Ja’ara kann nicht von Arie lassen, gefährdet ihre Ehe, ihre Karriere und letztendlich ihre seelische Gesundheit für diesen Mann, der schon alles erlebt und ausprobiert hat, der satt ist und den nichts mehr begeistern kann.
Mann und Frau von Zeruya Shalev
Na’ama und Udi sind seit beinahe 25 Jahren, seit ihrem 12. Lebensjahr, ein Paar, haben ein gemeinsames Kind, die fast 10-jährige Noga, doch nun droht ihre Ehe zu zerbrechen. Sie sind gefangen in einem Teufelskreis aus Beschuldigungen, Schuldgefühlen und Kritik. Udi reagiert auf ihre Partnerschaftsprobleme mit einer Konversionsstörung – an einem Tag ist er plötzlich gelähmt, an einem anderen blind. Als Na’ama eine junge Heilerin um Hilfe bittet, entwickelt sich die Beziehung schließlich in eine ungeahnte und unerhoffte Richtung. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]
Tante Julia und der Kunstschreiber von Mario Vargas Llosa
Lima in den 1950er Jahren: bei einem Familienessen trifft der 18-jährige Mario – Jura-Student und Journalist bei Radio Panamericana – auf die 32-jährige Tante Julia, die frisch geschieden und laut den Familiengerüchten auf der Suche nach einem neuen Ehemann ist. Aus anfänglichem Spott und Necken wird eine wenig ernste Liebelei, die schließlich zu einer großen Liebe wird, die sich gegen Vorurteile und gegen das Gerede der Familienmitglieder stellt.
Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara
Jude, Malcolm, J.B. und Willem haben sich am College kennengelernt und sind auch Jahre später noch eng befreundet. Zwar beschreibt Hanya Yanagihara in Ein wenig Leben die berufliche und persönliche Entwicklung der vier Freunde und ihre Beziehung zueinander, ihre Konflikte und ihre Freundschaft, doch im Mittelpunkt des Romans steht Jude, der als Anwalt Karriere gemacht hat, der beliebt und charismatisch ist, den jedoch keiner der Freunde wirklich zu kennen scheint, denn Jude erzählt nichts von seiner Kindheit und Jugend, die Freunde wissen nicht, woher er kommt und woher die entsetzlichen Schmerzen in seinen Beinen stammen. Wie die drei Freunde und andere Vertraute Judes (sein Arzt Andy sowie Harold und seine Frau Julia, die den erwachsenen Jude adoptierten) erfährt auch der Leser nach und nach von Judes Vergangenheit, von seinem Leid und seinen Schmerzen. Die Geschichte entblättert sich dabei mit Rückblenden und Spannung erzeugenden Szenewechseln Schicht für Schicht, so dass die fast 1000 Seiten bzw. 2000 Hörminuten fast durchweg fesselnd sind. [Hier geht’s zu meiner ausführlichen Rezension.]
Dieser Post ist Teil des Themas „Geschenkideen“ im Dezember 2017.