„Der Zürcher findet also grundsätzlich gar nichts gut.“
Milena Moser erzählt in ihrer Gebrauchsanweisung für Zürich von Spanisch-Brötli-Bahn und Bahnhofstrasse, Platzspitz und Uetliberg, Ulrich Zwingli und Grossmünster, Grieder les Boutiques und Konfiserie Sprüngli, Bankenwesen und Bankengeheimnis, Goldküste und Pfnüselküste, Volksfesten und Sechseläuten, Schweizerdeutsch und Schweizer Sturheit, Tramfahrten und Täschligate, Snobismus und Vergourmetisierung, Strassenstrich und Needle-Park, Örlikon und Schwamendingen, LSD und Burghölzli, Langstrasse und Gentrifizierung, Kriminalromanen und Genossenschaftssiedlung.
Ich habe Zürich schon mehrfach besucht und habe Freunde in der Stadt. Dennoch habe ich eine eher neutrale Meinung zur Stadt und bin mit Zürich nie ganz warm geworden.
Die Gebrauchsanweisung für Zürich hat mich beim Lesen oft an meine eigenen Aufenthalte erinnert und mir viel Wissen über die Stadt und ihre Bewohner vermittelt. Besonders spannend fand ich beim Lesen, dass Moser die Stadt auf so spannende Weise und mit so viel Begeisterung schildert, dass ich im Nachhinein oft einen deutlich positiveren Eindruck von Zürich hatte als zuvor.
Zwar hat sie mich mit ihrer Begeisterung für die Stadt nicht vollends anstecken können, da ich Zürich kenne und viele Seiten der Stadt nicht besonders mag, aber sie hat es stets geschafft, dass ich meine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen überdacht und neu interpretiert habe. Dies liegt zum einen sicherlich an ihrer Faszination für Zürich, zum anderen aber auch an den vielen Details und Hintergrundinformationen, die man bei der Lektüre vermittelt bekommt und die dafür sorgen, dass man Zürich und die Zürcher ein bisschen besser verstehen kann.
Sehr gut gefallen hat mir zudem, dass Milena Moser eine sehr gute Erzählerin ist, deren Gedankengängen man gerne folgt, und dass sich das Buch durchweg amüsant und unterhaltsam liest.
Milena Moser: Gebrauchsanweisung für Zürich. Piper, 2015, 224 Seiten; 15 Euro.
Dieser Post ist Teil meines Schweiz-Monatsthemas im Juni 2022.