„Der Krieg dauerte einfach zu lang. Irgendwann hörten wir auf, noch zu wissen, warum wir uns töteten. Wir töteten nur noch aus Gewohnheit.“ (Seite 61)
Der angolanische Journalist Daniel Benchimol war schon mehrmals im Hotel Arco-Íris, und auch nach seiner Scheidung von seiner Frau Lucrétia zieht er sich hierhin zurück, mietet sich einen Bungalow, schwimmt im Meer.
Immer wieder träumt Daniel von einer Frau „mit Haaren wie Zuckerwatte“, und beim Schwimmen im Meer findet er eines Tages eine Kamera im Wasser, auf der Bilder ebendieser Frau sind.
Es handelt sich um die Künstlerin Moira Fernandes, die mit einer Reihe von fotografischen Inszenierungen ihrer eigenen Träume bekannt geworden ist. Daniel sucht Moira auf, und die beiden lernen sich kennen und lieben.
Neben dieser Geschichte erzählt José Eduardo Agualusa, dessen Roman Eine allgemeine Theorie des Vergessens ich ganz wunderbar fand, von weiteren Personen, die sich mit Träumen beschäftigen und deren Leben von der Geschichte Angolas stark geprägt wurden.
Ich empfand den Roman anfangs sehr eingängig und eindringlich erzählt. Ich war sofort mitten im Geschehen, und durch die einfache, aber dennoch anspruchsvolle Sprache ließ sich der Roman schnell und unterhaltsam lesen. Auch die Tatsache, dass man viel vom Leben in Angola vor der Unabhängigkeit, im und nach dem Bürgerkrieg erfährt, fand ich gelungen.
Ich habe mich deshalb sehr auf den weiteren Verlauf des Romans gefreut, doch nach dem vielversprechenden Einstieg konnte mich Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer bald gar nicht mehr fesseln, und nach und nach habe ich nur noch quer gelesen.
Auf mich wirkte der Roman sehr konstruiert und zudem zerfahren und wirr, und die philosophischen Anwandlungen haben mich eher gestört, weil ich sie als nicht passend und als aufgesetzt empfand. Zwischendurch gab es immer wieder Passagen, die mir besser gefallen haben, vor allem wenn es um die Geschichte Angolas ging, aber alles in allem habe ich mich durchs Buch gequält, so dass ich Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer – im Gegensatz zu Eine allgemeine Theorie des Vergessens – nicht empfehlen kann.
José Eduardo Agualusa: Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer. Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. C.H. Beck, 2019, 304 Seiten; 22 Euro.
Schade, wollte ich auch noch lesen 🙁
Vielleicht gefällt es dir ja besser. Wir sind uns ja nicht immer einig :-). Liebe Grüße an dich!