„Was mir vorschwebte, war eine Mischung aus Roadtrip und Zeitreise.“ (Seite 18)
Um ein Showreel zu erstellen, sucht Simon Riesche im Internet nach eigenen Videos seiner Reise von Ägypten nach Südafrika im Jahre 2010. Dabei findet er Berichte über eine Afrikareise, die über 100 Jahre vor seiner eigenen von einem gewissen Paul Graetz unternommen wurde, der seine Erlebnisse im Buch Im Auto quer durch Afrika niedergeschrieben hat.
Bald reift in Riesche der Plan, die Reiseroute von Graetz nachzufahren, allerdings mit Bus, Zug, Fähre und eventuell per Anhalter.
Riesche macht sich somit auf die Reise vom Osten in den Westen Afrikas, durch Tansania, Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe, Botswana und Namibia.
Ich habe eine ganze Zeit lang sehr viele Reiseberichte gelesen, irgendwann aber damit aufgehört, war anscheinend etwas gesättigt. Riesche hat meine alte Leidenschaft wieder aufleben lassen, und nach seinem wirklich extrem fesselnden, unterhaltsamen, amüsanten, lehrreichen und besonderen Reisebericht hat mich nun wieder das Reisebericht-Fieber gepackt.
Riesche hat mich mitgenommen auf seinem Trip durch Afrika, erzählt seine Geschichte so lebendig, dass ich beim Lesen meinte, mit vor Ort zu sein. Besonders gelungen fand ich dabei die Gegenüberstellungen der eigenen Reise und Graetz’ Reise mehr als ein Jahrhundert zuvor, als die Welt (nicht nur in Afrika) eine andere war.
Ich habe beim Lesen gelacht ob seines Sprachwitzes, gebangt ob der Dramatik, gestaunt ob der Erlebnisse und Abenteuer.
Riesche ist ein tolles Buch gelungen – ein Buch über Kolonialismus und Abenteuerlust, über Intoleranz und Toleranz.
Für mich der beste Reisebericht, den ich 2023 gelesen habe.
Simon Riesche: Zwischen Sansibar und Lüderitz. Auf Roadtrip und Zeitreise im Süden Afrikas. Knesebeck, 2023, 223 Seiten; 22 Euro.