Sie und der Wald von Anaïs Barbeau-Lavalette

„Wer sich mit der menschlichen Evolution befasst, stellt schnell fest, dass wir vor allem aus Verletzlichkeit soziale Wesen geworden sind. Um nicht zu sterben, brauchen wir die anderen.“ (Seite 21)

Vier Erwachsene und fünf Kinder im Alter zwischen 3 und 9 Jahren verlassen im Zuge der Corona-Pandemie die Stadt und verbringen mehrere Monate im Blauen Haus in den Wäldern Kanadas.

Hier steht der Schwarze Zuckerahorn Bertolt, hier erinnert sich Anaïs an ihre Eltern, an die Besuche bei den Großeltern in Paris, an die Geburt ihres Sohnes Noé im Auto am Rand der Autobahn.

Der Roman von Anaïs Barbeau-Lavalette liest sich durch das großzügige Layout schnell, und immer wieder haben mich ihre Beschreibungen, z.B. der alten Bäume, aber auch der Szenerien und der Personen, begeistert und berührt.

Barbeau-Lavalettes Sprache ist poetisch, ihre Schilderungen bisweilen geheimnisvoll, so dass mir anfangs nicht recht klar war, worauf der Roman zusteuert.

Auch wenn es immer wieder wundervolle Anekdoten im Buch gibt, war mir der Erzählstil oft zu sprunghaft, und so richtig einlassen konnte ich mich nicht auf den Roman, habe nicht recht Zugang gefunden, habe mich immer wieder ablenken lassen.

Schön fand ich den gemeinsamen Nenner von Liebe, Zuneigung, Wärme und Vertrauen, was Anaïs schon früh erfahren hat und was sie auch für den Leser spür- und erlebbar macht.

Anaïs Barbeau-Lavalette: Sie und der Wald. Aus dem Französischen von Anabelle Assaf. Diogenes, 2024, 240 Seiten; 24 Euro.

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