„Sklaverei und Rassismus sind keine längst vergangene Geschichte. Und nicht nur die ehemaligen Kolonialmächte, Sklavenhalter und Sklavenhändler haben Schuld auf sich geladen. Das Europa, wie wir es heute kennen, wurde nicht nur mit dem Gold und Silber aufgebaut, das die Spanier aus Lateinamerika geraubt haben. Es wurde auch, wie es der argentinische Literaturwissenschaftler und Kolonialismusforscher Walter D. Mignolo sagt, ‚auf einem enormen Berg von Zucker, Kaffee und Nikotin errichtet‘. Dieser Berg wurde fast ausschließlich von schwarzen Sklaven geschaffen, die von Europäern nach Amerika verschleppt worden waren.“ (Seite 247f)
Toni Keppeler erzählt in seinem Buch von einer bisher eher weniger beachteten Facette der Eroberung der Welt durch die Europäer: von Kolonialismus, Sklaverei, Rassismus und Widerstand in Haiti, Martinique, Jamaika, Guatemala, Brasilien etc.
Keppeler schreibt sehr detailliert, anschaulich und lebendig, wodurch er mir nicht nur viel Wissen über die Region, die Bewohner, ihre Religion, die Geschichte sowie die Besonderheiten im Zusammenhang mit der Kolonialisierung vermittelt hat, sondern mich oft auch vor Ort versetzen konnte. Dies ist bei eher expliziten Erwähnungen von Foltermethoden u.ä. zwar nur schwer auszuhalten, aber dadurch macht es Keppeler möglich, sich gut in die Geschichte Lateinamerikas hineinzuversetzen. Die Ausführungen zu Gewalt gegenüber Sklaven und Ureinwohnern sind dabei nie reißerisch, sondern eher dokumentarisch und nicht unnötig detailliert, zeigen aber die Entmenschlichung der Sklaven durch die Kolonialherren.
Das Buch ist extrem gut lesbar, und gefallen hat mir auch, dass der Autor durchweg respektvoll und wertschätzend schreibt, auch wenn er keinen Bogen um „hässliche Wörter“ (wie er es nennt) macht.
Schon die ersten Seiten haben mich zum Weiterlesen animiert, und das gesamte Buch liest sich packend und (trotz der Thematik) unterhaltsam.
Keppeler macht in seinem Buch die weitreichenden Folgen der Kolonialisierung deutlich und zeigt, wie stark die einzelnen Länder und ihre Bewohner nach wie vor an den Konsequenzen der Kolonialzeit leiden und wie wenig die sogenannte 1. Welt immer noch am Schicksal dieser Gesellschaften interessiert ist.
„Schwarze werden von der Polizei häufiger kontrolliert als Weiße, sie werden schneller eines Verbrechens verdächtigt, kommen schneller vor Gericht, und wenn sie verurteilt werden, sind ihre Strafen bei gleichen Vergehen deutlich härter als bei Weißen.“ (Seite 223)
Toni Keppeler: Schwarzer Widerstand. Sklaverei und Rassismus in Lateinamerika und der Karibik. Rotpunktverlag, 2021, 256 Seiten; 24 Euro.
Dieser Post gehört zum Kolonialismus-Monatsthema im Juni 2021.