Nutzlos wie eine Rose. Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit in der Psychiatrie von Arnhild Lauveng

„Der schwedische Psychologe Alain Topor hat intensiv darüber geforscht, wie Menschen mit einer ernsten psychischen Erkrankung wirklich geholfen werden kann, ihren Zustand zu verbessern […]. Eine der wichtigsten Antworten, die er bekam, war, dass die Befragten Ärzte oder Pflegepersonal getroffen hatten, die bereit gewesen waren, über den vorgegebenen Rahmen hinauszugehen, um ihnen das Gefühl zu geben, respektiert und verstanden zu werden.“ (Seite 27)

Arnhild Lauveng erzählt in Nutzlos wie eine Rose von Respekt und Zwangsmaßnahmen, von Patient-Therapeut-Beziehung und Machtgefälle, von Chronifizierung und Hoffnung. Vor allem aber berichtet Lauveng von ihren eigenen psychotischen Episoden und Klinikaufenthalten sowie von ihrer Tätigkeit als klinische Psychologin.

Vor einer geraumen Weile habe ich Morgen bin ich ein Löwe von Lauveng gelesen, das mich sehr berührt und beeindruckt hat, und aus diesem Grunde war ich auch sehr an Nutzlos wie eine Rose interessiert, zumal ich die Botschaft des Untertitel – Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit in der Psychiatrie – enorm wichtig finde und voll und ganz unterstütze.

Schon die Einleitung vermittelt so viel Hoffnung, dass ich das Buch allen Betroffenen von psychischen Erkrankungen, v.a. mit Schizophrenie, empfehlen möchte. Hoffnung ist genau das, was ich beim Umgang mit schweren psychischen Krisen (und besonders bei der Schizophrenie) bei vielen Behandlern oft schmerzlich vermisse und was mir bei meiner Tätigkeit im Bereich der Psychosenpsychotherapie extrem wichtig ist: dass Behandler Hoffnung vermitteln, dabei glaubhaft, realistisch und authentisch sind und alles tun, um Betroffene bei der Suche nach einem Lebensweg zu unterstützen, der sinnhaft und lebenswert ist, erfüllt und glücklich macht.

Letztendlich hat mir Lauvengs Morgen bin ich ein Löwe etwas besser gefallen, v.a. weil ich die Ausführungen im Mittelteil von Nutzlos wie eine Rose bisweilen etwas langatmig fand. Der Einstieg ins Buch und die letzten Kapitel sind jedoch so gelungen, dass ich das Buch trotz der kleineren Kritikpunkte vorbehaltlos empfehle.

„Die vollkommene Integration und Akzeptanz psychischer Leiden gelingt uns erst, wenn Menschen mit akuten oder früheren Erkrankungen das Recht zugestanden wird, genauso faul, kleinlich, misslaunig und humorlos zu sein wie alle anderen, ohne dass das gleich im Zusammenhang mit ihrer Krankheit gedeutet wird.“ (Seite 228)

Arnhild Lauveng: Nutzlos wie eine Rose. Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit in der Psychiatrie. Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob. btb, 2013, 256 Seiten; 8,99 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!