Mit 80 Schutzengeln durch Afrika von Lois Pryce

„Ich fühlte mich fast von Gabun verraten. Was ging hier vor? Wo war das richtige Afrika geblieben, das Afrika der unpassierbaren Straßen, der kilometerweiten Schlammbäder, waffenschwingenden Soldaten und schießwütigen Banditen?“ (Seite 235)

Lois Pryce macht sich auf den Weg von England zur Südspitze Afrikas. Mit ihrem Motorrad fährt sie (größtenteils allein) durch Tunesien, Algerien, den Niger, Nigeria, Kamerun, Gabun, die Republik und die Demokratische Republik Kongo, Angola, Namibia und Südafrika.

Ich habe vor einer Weile bereits Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren von Pryce gelesen, und auch in Mit 80 Schutzengeln durch Afrika hat mir ihre Art zu erzählen von Anfang an gut gefallen. Pryce erzählt von Hoffnungen und Wünschen, aber auch von Ängsten, Enttäuschungen und Schwierigkeiten, mit denen sie sich auf ihrer großen Reise auseinandersetzen muss. Dabei ist sie oft selbstironisch und erzählt mit Humor, aber auch mit viel Emotionalität von ihrem Abenteuer.

Pryce berichtet wenig von der Geschichte und Politik der bereisten Länder, und auch Religion, Kunst und Kultur streift sie nur am Rande. Der Fokus ihrer Reisebeschreibung liegt auf den eigenen Erlebnissen als allein reisende Frau und Motorradfahrerin, auf Begegnungen mit den Menschen und der Interaktion mit ihnen.

Mir hat das Buch zwar von Anfang an gefallen, trotzdem hat mich die Lektüre erst richtig begeistert, als Pryce Zentral- und Westafrika erreicht hat, was sicherlich an meinem besonderen Interesse am Kongo liegt. Vor allem die Beschreibungen der beiden Kongo-Staaten sind der Autorin ausgesprochen gut gelungen, und hier spürt man als Leser die große Angst, die Pryce begleitet hat, und die Anspannung während der Reise.

Mit 80 Schutzengeln durch Afrika ist ein unterhaltsamer und spannender Reisebericht über eine Tour, die ich (schon allein wegen des Motorrads) selbst nie unternehmen werde, über Länder, über die ich bisher nur wenig gelesen habe (vor allem Gabun), und über Orte, die ich extrem fesselnd finde, über die ich aber lieber vom heimischen Sofa aus lese statt sie selbst aufzusuchen (vor allem Angola und die beiden Kongos).

Lois Pryce: Mit 80 Schutzengeln durch Afrika. Die verrückteste, halsbrecherischste, schrecklich-schönste Reise meines Lebens. Aus dem Englischen von Anja Fülle und Jérôme Mermod. DuMont Reiseverlag, 2018, 412 Seiten; 14,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Afrika-Monatsthemas (Länder A bis L) im April 2019 (Gabun).

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