„Und stets sind es die drei gleichen Aufgaben, die das Unterland für alle Kulturen und Epochen erfüllt: Es soll Kostbares schützen, Wertvolles hervorbringen, Schädliches entsorgen.“ (Seite 16)
Der Naturschriftsteller Robert Macfarlane ist fasziniert vom Unterland, von der Welt unter unseren Füßen. Er erzählt in seinem Buch von Aveline‘s Hole mit 10.000 Jahre alten menschlichen Leichen von Erwachsenen, Kindern und Kleinkindern sowie den Überresten mehrerer Tiere, von Dunkler Materie und Anthropozän, wood wide web und Kommunikation zwischen Bäumen, der Stadt unter der Stadt Paris und Beinhäusern, Hades und Karst, Höhlenmalerei und Mahlstrom, Ölfeldern und Bergbau, Gletschern und Kalbung, Kalevala und Atommüll.
In poetischer Sprache berichtet Macfarlane von einer Welt, die den meisten Lesern wahrscheinlich eher weniger bekannt ist, taucht ab in tiefste Tiefen und in längst vergangene Epochen. Dabei gelingt es ihm, ein sehr breit gefächertes Themenfeld zu bearbeiten und dem Leser verschiedene Facetten des Unterlandes nahe zu bringen.
Seine Texte sind oft stimmungsvoll und informativ, fesselnd erzählt, aber bisweilen auch ein wenig langatmig, so dass mich nicht jedes Kapitel begeistern konnte und ich bisweilen quergelesen habe.
Einige Kapitel sind jedoch sehr gelungen, und stets spürt man Macfarlanes Faszination fürs Thema und die ausgiebige Recherche des Autors.
Letztendlich hat mich Im Unterland zwar stellenweise begeistern können, aber unterm Strich eher etwas enttäuscht, weil ich durch den weitschweifigen Schreibstil nicht so gebannt gelesen habe, wie ich mir das gewünscht und wie ich das aufgrund des spannenden Themas erwartet hatte.
„Wir sind zu den Toten oft liebevoller als zu den Lebenden, obwohl die Lebenden unsere Liebe viel mehr brauchen.“ (Seite 39)
Robert Macfarlane: Im Unterland. Ein Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde. Aus den Englischen von Andreas Jandl und Frank Sievers. Penguin Verlag, 2019, 555 Seiten; 24 Euro.