„Bis ich dahinter wieder die Angst spürte, die ich aus meiner Kindheit kannte: Dass der Moment gleich kippen und etwas Schlimmes geschehen würde.“ (CD 1, Track 1)
Missouri im Jahre 1985: Dem 15-jährige Sam ging es schon besser, seine Mutter ist schwerkrank, der Vater arbeitslos, der beste Freund nach Kanada gezogen.
Sam ist einsam, und seine Eltern möchten das ändern, ihn nach Kansas zu Familienangehörigen schicken. Um dies abzuwenden, nimmt Sam einen Ferienjob im Kino Metropolis an.
Der Nebenjob entwickelt sich bald zu mehr, denn dadurch findet Sam neue Freunde, verliebt sich, stellt sich seinen Ängsten.
Benedict Wells erzählt in seinem fünften Roman nicht nur vom Erwachsenwerden und von erster Liebe, sondern auch von Angst, magischem Denken, Schicksalsschlägen von Verlust und Einsamkeit sowie vom Bewältigen von Krisen.
Dabei bildet Wells die Zerrissenheit zwischen der Sorge um seine Mutter und den eigenen Themen in der Pubertät und beim Loslösen von der Familie gelungen ab, zieht einen mitten hinein in die Gefühls-, Gedanken- und Erlebniswelt eines Heranwachsenden, kann so berühren und mitreißen, aber den Hörer/Leser auch zum Schmunzeln bringen.
Wells schreibt in klarer Sprache, er beobachtet gut, weiß zu unterhalten und versetzt einen auch ein wenig zurück in die eigene Jugend.
Auch die Lesung von Robert Stadlober hat mir rundum gefallen: Er liest auf angenehme Weise und mit passender Geschwindigkeit, so dass ich nicht nur lange am Stück zuhören konnte, sondern auch finde, dass er dieser Geschichte die perfekte Stimme verliehen hat.
Benedict Wells: Hard Land. Gelesen von Robert Stadlober. Diogenes, 2021; 24 Euro.