„Dort, wo Sie gerade dieses Buch lesen, stand auch einmal Wald. Warum ich das so sicher sagen kann? Bevor Menschen begannen, die ganze Landschaft umzukrempeln, gab es praktisch keine baumfreien Flächen. Ausnahmen waren lediglich die Flussufer, bei denen es durch Hochwasser und Treibeis immer wieder alte Stämme umriss, oder große Sümpfe und Moore. Und natürlich die wenigen Flächen, die oberhalb der Baumgrenze liegen, etwa in den Alpen.“
Der Förster Peter Wohlleben erzählt in seiner Gebrauchsanweisung für den Wald von Ruhe und Querfeldeinlaufen, Spurensuche und Fährtenbestimmung, Zufüttern und Vogelhäuschen, Pilzesammlern und Symbiose, Bucheckern und Bärtierchen, Waldameisen und Zecken, Jagd und Tschernobyl, Fuchsbandwurm und Tollwut, Wölfen und Rotkäppchen-Trauma, Braunbären und Luchsen, essbaren Baumtrieben und Laub-/Nadelbäumen, Waldpflege und Waldsterben, Kaminfeuer und Schüttraummeter, Artenvielfalt und Naturschutz, Gewitter und Nebel, Glasscherben und Waldbränden, Vogeluhr und Mooskompass, Kambium und Bockkäferlarven, Bestattungswald und Eigentumsrechten, Nachtspaziergang und Wildkameras, Warnwesten und Tarnfarben, Jahresringen und Astlöchern.
Ich habe schon einige Bücher von Wohlleben gelesen und finde es erstaunlich, wie wenig er sich selbst wiederholt, obwohl er stets über das Thema „Wald“ schreibt. Er bietet wirklich immer neue Informationen, setzt einen anderen Fokus, betrachtet den Wald und seine Bewohner aus mannigfaltigen Perspektiven. Man sieht dabei sehr eindrücklich: Wohlleben hat viel zu erzählen, er weiß viel über sein Thema, er ist fasziniert vom Wald, und er ist neugierig, und so gelingt es ihm, auch den Leser zu begeistern und sein Interesse zu wecken. Man merkt auf jeder Seite, dass er im Wald und als Förster sein Glück und seine wahre Bestimmung gefunden hat, und beim Lesen habe ich mir gewünscht, dass mehr Menschen, die für Wälder verantwortlich sind, einen solchen Respekt für die Natur, die Tiere und die Pflanzen zeigen.
Die Gebrauchsanweisung für den Wald ist durchweg unterhaltsam und fesselnd geschrieben. Es werden unzählige Informationen gegeben, die man nicht schon x-mal gelesen hat, und es werden Zusammenhänge erklärt, die das Verhalten von Tieren und Pflanzen sowie die Auswirkungen von Veränderungen im und am Wald verständlich machen. Besonders gelungen fand ich dabei die Ausführungen zu Jagd und zum Auslegen von Ködern gegen Tollwut, durch die man neue Blickwinkel auf kontroverse Themen kennenlernen kann und für künftige Diskussionen gute Argumente an die Hand bekommt.
Die Gebrauchsanweisung für den Wald hat mir durchweg gefallen, und zusammen mit den anderen Büchern, die ich von Wohlleben kenne und die ich sehr mag, bedeutet das, dass ich jedes weitere Buch des Autors lesen werde, da mir der Schreib- und Erzählstil Wohllebens sehr zusagt, ich das Thema Wald spannend finde, und ich durch Wohlleben immer wieder neue Aspekte entdecken und dazulernen kann.
Peter Wohlleben: Gebrauchsanweisung für den Wald. Piper, 2017, 231 Seiten; 15 Euro.
Dieser Post ist Teil des Wald-Monatsthemas im Dezember 2018.