„Ars est nostra ars.“
Commissaire Geneviève Morel lebt bereits seit fünf Jahren in ihrer Dachgeschosswohnung in einem Haus an der Ecke Rue Maurice Utrillo und Rue Paul Albert unterhalb von Sacré-Coeur. Sie arbeitet für die Pariser Polizei im 18. Arrondissement und ist das weiße Schaf der Familie, die durch Kunstraub zu Vermögen gekommen ist.
An einem Frühlingsmorgen absolviert Geneviève ihre Joggingrunde durch den Montmartre und will danach Backwaren fürs Frühstück kaufen. Sie wartet vor ihrer Lieblingsbäckerei, der Boulangerie Palais des Pains, die in wenigen Minuten öffnen sollte. Die Boulangerie Palais des Pains ist ganz offiziell die Bäckerei mit dem besten Baguette von Paris und beliefert auch den Élysée-Palast.
Da hört sie aus der Bäckerei Schreie und findet schließlich Natalie Beauvais, die angeheiratete Nichte des Boulangerie-Besitzers, am Boden kniend, den Kopf ihres Onkels im Schoß. Der Bäcker ist blutüberströmt, seine Kehle durchgeschnitten.
Natalie erzählt Geneviève, dass ihr Onkel einen Feind hatte: Baptiste Buffet, einen Bäcker aus dem 5. Arrondissement, der beim Wettbewerb für das Meilleure baguette de Paris mehrmals vom Onkel abgehängt wurde und damit nur das zweitbeste Baguette der Stadt verkauft.
Ich liebe Paris, habe die Stadt x-mal bereist, und vor allem der Montmartre ist eine Gegend, die ich oft besucht habe und sehr stimmungsvoll finde. Von Anfang an baut der Autor eine sehr gelungene und überzeugende Paris-Atmosphäre auf, hat mich mitgenommen in die Stadt, und beim Lesen hatte ich die Szenerie genau vor Augen.
Das Buch weist sehr viel Lokalkolorit auf, liest sich sehr unterhaltsam, und den Kriminalfall fand ich spannend, obgleich die Auflösung für mich nicht überraschend kam. Die besondere Familiengeschichte fand ich eine schöne Idee, das ist mal etwas anderes und durchaus sehr spannend. Manchmal war mir das Familienthema aber etwas zu dick aufgetragen, vor allem was die Dialoge zwischen Geneviève und ihrem Bruder anging.
Sympathisch sind die Figuren im Buch nicht, auch Geneviève nicht, die ich pampig und arrogant fand. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, was sicherlich daran liegt, dass es unglaublich stimmungsvoll geschrieben ist. Ich habe mich beim Lesen wirklich nach Paris versetzt gefühlt, viele Erinnerungen an Paris und Montmartre kamen auf, und ich habe sehr viel Sehnsucht nach der Stadt bekommen.
Bei dem Autor René Laffite handelt es sich um ein Pseudonym des österreichischen Autors Christian Schleifer. Dass der Autor Österreicher ist, merkt man auch an der Sprache des Kriminalromans, z.B. wird von Mehlspeisen oder ‚benützen‘ gesprochen, was ich ein wenig störend fand, denn das erwarte ich nicht wirklich in einem Buch, das in Frankreich spielt und dessen Autor sich ein französisch klingendes Pseudonym zugelegt hat.
Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band der Reihe.
René Laffite: Der tote Bäcker vom Montmartre. Commissaire Morel ermittelt. Gmeiner-Verlag, 2024, 313 Seiten; 16 Euro.