Couchsurfing in Russland von Stephan Orth

„Ebenfalls ein harter Brocken: Russland. Im Spätsommer 2016 fühlt sich eine Reise dorthin an wie ein Besuch im Feindesland. Als lebten wir wieder in Zeiten, in denen das Sprichwort kursierte: >Besuche die Sowjetunion, bevor sie dich besucht.<.“

Stephan Orth will sich auf Suche nach der Wahrheit über Russland machen, kündigt seinen Job bei Spiegel Online und reist zehn Wochen lang durch das Land.

Orths Reise führt ihn u.a. nach Moskau, in den Nordkaukasus, nach Südrussland, auf die Krim, nach Sankt Petersburg, Jekaterinburg, Nowosibirsk, in die Republik Altai, nach Jakutsk und Wladiwostok.

Ich kenne bereits Couchsurfing im Iran von Orth, und obwohl mir sein Reisebericht über den Iran ausgesprochen gut gefallen hat, finde ich Couchsurfing in Russland sogar noch besser.

Orth erzählt mit viel Humor von seiner Reise und von Begegnungen mit unglaublich skurrilen Menschen auf seinem Couchsurfing-Trip. Dabei beschreibt er die besuchten Orte und die unterwegs getroffenen Personen so detailliert, dass man sich fast mit ihm auf der Reise wähnt. Aufgrund der Tatsache, dass Orth Couchsurfing nutzt, d.h. bei Privatpersonen unterkommt, hat er Zugang zum echten Russland, hat am Alltag der Menschen teil, erfährt, was sie wirklich bewegt und beschäftigt.

Orth reist quer durch Russland, lernt so unterschiedliche Facetten des Landes kennen und offeriert dem Leser so ein breites Spektrum an Themen: Kaukasus und Tschetschenienkriege, Putin und Krimkrise, Jelzin und Europa, Stalin und Zweiter Weltkrieg, Propaganda und Religion, Geschichte und Politik, Mentalität und Eigenheiten.

Besonders begeistern konnte mich Orths kreativer und kluger Umgang mit Sprache sowie sein phantastischer Humor. Seine Art und Weise, wie er Situationen beschreibt und Menschen charakterisiert, wie er Dinge beobachtet und dann in Worte fasst, hat mich oft zum Lachen gebracht und mich durchweg perfekt unterhalten.

Ich wünsche mir sehr, dass sich Orth bald wieder auf eine Reise begibt und den Leser an neuen Abenteuern teilhaben lässt.

„Blin bedeutet >Pfannkuchen<, ist aber auch ein universal einsetzbarer und irgendwie niedlicher Fluch. Ich glaube, wenn mehr Leute auf der Welt wüssten, dass Russen >Pfannkuchen!< rufen, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht, würden sie dieses Land geopolitisch nur noch als halb so bedrohlich empfinden.“

Stephan Orth: Couchsurfing in Russland. Wie ich fast zum Putin-Versteher wurde. Malik, 2017, 249 Seiten; 16,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Russland-Themas im November 2017.

7 Gedanken zu „Couchsurfing in Russland von Stephan Orth“

  1. Das Zitat im letzten Abschnitt ist köstlich! Von diesem Buch habe ich auch nur Positives gehört. Ich werde es ganz bestimmt auch lesen. Danke für deine inspirierende Rezension. 🙂

  2. Hallo!
    Ich habe das Buch verschlungen. Was mich jedoch etwas irritiert hat, dass er ja soweit ich weiß immer einen Fotografen bei sich hatte. Gerade in Situationen wo er sich etwas unwohl alleine gefühlt hat, macht es für mich schon einen großen Unterschied ob alleine wirklich ganz alleine oder zu zweit bedeutet. Das war nicht wirklich transparent.
    Anyway ein tolles, gut geschriebenes Buch, das Lust auf Russland und vor allem Tschetschenien macht.
    Liebe Grüße
    Sabrina

    1. Hallo :-). Huch, das ist mir gar nicht aufgefallen. Kennst du denn auch „Couchsurfing im Iran“ oder interessiert dich der Iran nicht so?

      1. Hallo!
        Der Iran interessiert mich sehr. Ich hab den Iran bereits selbst bereist. Ein herrliches Land. Kann ich nur empfehlen 🙂
        “Couchsurfing im Iran“ hab ich noch nicht gelesen. Steht allerdings auf der Wunschliste.
        Liebe Grüße
        Sabrina

          1. Hi!
            Ja, hab ich schon entdeckt. Allerdings hatte ich noch keine Zeit alles durchzusehen.
            Liebe Grüße
            Sabrina

Dazu hab ich auch was zu sagen!