„[…] weil Ereignisse, von denen wir unseren Ruin erwarten, manchmal zu unserer Rettung führen […]“ (Seite 30)
Paris im Oktober 1774: Im Stadthaus des Ministers Saint-Florentin wird die Hausangestellte Marguerite Pindron mit durchgeschnittener Kehle in der Küche gefunden. Jean Missery, der Hausverwalter, liegt bewusstlos und verletzt in unmittelbarer Nähe, und auch eine vermeintliche Tatwaffe wird dort sichergestellt.
Der Hausbesitzer selbst setzt Nicolas Le Floch auf den Fall an. Dieser untersucht den Tatort und die Leiche, und ihm fallen sofort ein paar rätselhafte Details auf, z.B. die Art der Wunde, die nicht vom am Tatort gefundenen Messer stammen kann, blutige Fußspuren und die Tatsache, dass die Hausangestellte Schmuck und Schuhe trug, die viel zu luxuriös für sie waren.
Während sich Le Floch auf den Mordfall konzentrieren möchte, hat sein neuer Vorgesetzter, der Polizeipräfekt Le Noir, andere Pläne: Le Floch soll sich zudem um den Fall von zwei verschwundenen Mädchen aus guter Familie, um verdächtige Fremde im Garten von Versailles sowie um eine Viehseuche im Faubourg Saint-Antoine kümmern.
Von den ersten beiden Bänden der Reihe um Commissaire Le Floch war ich restlos begeistert, den dritten Band fand ich im Vergleich etwas weniger gelungen, der vierte hat mir kaum gefallen – aber zum Glück habe ich weitergelesen, denn der fünfte Band der Reihe ist wieder gewohnt spannend, düster und lehrreich.
Im fünften Band gelingt es dem Historiker Jean-François Parot wieder, den Leser ins 18. Jahrhundert zu versetzen, eine spannende Geschichte zu erzählen und eine überzeugende Stimmung zu erzeugen, die einem die Zeit König Ludwig XVI. nahebringt.
Dabei erfährt der Leser nicht nur vom Leben am Königshof in Versailles sowie vom Leben der Adligen in Paris selbst, sondern erhält auch Einblicke in den Alltag des „einfachen Volkes“, der Armen und Ärmsten. Besonders gelungen fand ich hierbei den literarischen Ausflug nach Bicêtre, das unter Ludwig XVI. als Hospital, Irrenhaus und Gefängnis genutzt wurde.
Commissaire Le Floch und die silberne Hand hat mich neugierig auf den sechsten Band der Reihe gemacht und ist – wie die anderen Bände der Reihe – eine Zeitreise ins absolutistische Frankreich, in die Epoche des Ancien Régime.
Jean-François Parot starb am 23. Mai 2018. Auf Französisch liegen 13 Commissaire-Le-Floch-Bände vor. Die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des sechsten Bandes ist meines Wissens noch nicht geplant.
Dies sind die bereits erschienenen Bücher der Reihe:
Die Welt des Commissaire Le Floch (kostenloses Ebook)
1. Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel
2. Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten
3. Commissaire Le Floch und das Phantom der Rue Royale
4. Commissaire Le Floch und das Gift der Liebe
5. Commissaire Le Floch und die silberne Hand
Jean-François Parot: Commissaire Le Floch und die silberne Hand. Band 5 der Commissaire-Le-Floch-Reihe. Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn. Karl Blessing Verlag, 2019, 464 Seiten; 17 Euro.