„Heute werden in Zeitungen und Nachrichten bloß schauerliche Geschichten über Arabien erzählt. Die tausend Nächte, die Schahrasad um ihr Leben plapperte, sind Vergangenheit. Aladdins Wunderlampe vollbringt keine Wunder mehr. Alles vorbei. In diesen Tagen bestimmen Terror und Tod die Narrative.“ (Seite 13)
Ganz allein macht sich Nadine Pungs auf die Reise durch verschiedene Länder der Levante und der Arabischen Halbinsel. Sie erkundet Jordanien, Kuwait, Bahrein, die Vereinigten Arabischen Emirate, den Oman sowie Qatar, erzählt aber auch von Saudi-Arabien und dem Jemen.
Ich war im Februar und März 2001 vier Wochen im Jemen, und eine solche Reise durch die arabische Welt, wie sie Pungs unternommen hat, war stets mein Traum. Und nach 09/11, dem Arabischen Frühling, dem Krieg im Jemen etc. ist es beim Traum geblieben, und ich fürchte, daran wird sich auch in Zukunft nichts mehr ändern. Umso schöner fand ich es, gemeinsam mit Pungs meine Sehnsuchtsländer zu bereisen, denn Pungs erzählt so lebendig, dass es sich fast so anfühlt, als sei man mit unterwegs.
Pungs ist eine sehr genaue Beobachterin, und sie vermag es zudem, diese Beobachtungen stimmungsvoll und lebendig in Worte zu fassen. Sie berichtet von wunderbarer Architektur, faszinierenden Landschaften, kleinen Dörfern, pulsierenden Großstädten, hilfsbereiten und gastfreundlichen Menschen, verwinkelten Gässchen in den Suqs, Geschichte und Kultur, Vorurteilen.
Pungs berichtet in ihrem Buch von einer Reise durch den märchenhaften Orient, ohne die Probleme und Konflikte des 21. Jahrhunderts und vergangener Zeiten zu verschweigen. Obwohl ich mich schon sehr ausgiebig mit den von Pungs bereisten Ländern beschäftigt habe, bin ich hier auf Neues gestoßen, was zum Teil daran liegt, dass die Autorin sehr viele aktuelle Entwicklungen aufgreift.
Meine Reise ins Übermorgenland ist ein amüsantes, unterhaltsames, stimmungsvolles und informatives Buch einer sympathischen, offenen, toleranten und begeisterungsfähigen Autorin, von der ich gern mehr lesen möchte.
Nadine Pungs: Meine Reise ins Übermorgenland. Allein unterwegs von Jordanien bis Oman. Malik, 2020, 256 Seiten; 18 Euro.