„Therapie ist also Arbeit und kein Spaziergang.“ (Seite 31)
Ulrich Trebbin richtet sich in Mut zur Psychotherapie! an Laien in Sachen Psychotherapie und erzählt, was vor, während und nach einer Psychotherapie wichtig ist, beantwortet Fragen und bietet Hinweise über den Ablauf und die Inhalte einer Psychotherapie.
So berichtet er z.B. über verschiedene Therapieformen, wie man den passenden Therapeuten für sich findet, wie die Beziehung zum Therapeuten aussehen sollte und wie nicht, was man mit Psychotherapie erreichen kann, was Supervision bedeutet und warum sie wichtig ist, wie mit Suizidalität umgegangen werden sollte und wie lange eine Psychotherapie dauert.
Trebbin erzählt in seinem Buch von seiner persönlichen Vorstellung von Psychotherapie, wie er sie selbst als Klient und in seiner Praxis als Gestalt- und Traumatherapeut erfahren hat. Dies empfinde ich als sehr wichtige Information, denn zwar kann er aus eigenen Erfahrungen schöpfen und dem Leser so tatsächlich wichtige Aspekte der Psychotherapie nahebringen, wissenschaftliche Ansätze habe ich in seinem Buch aber vermisst (wobei dies aber auch nicht sein Anspruch ist).
Trebbin vermittelt in seinem Buch hilfreiche Informationen zum Thema Psychotherapie, und ich kann mir gut vorstellen, dass Einsteiger ins Thema hier viele Fragen beantwortet bekommen und ihnen Ängste und Befürchtungen genommen werden. Aus diesem Grunde möchte ich das Buch empfehlen.
Das Buch ist in einfacher Sprache geschrieben, liest sich sehr schnell, und die Fallgeschichten im Buch tragen sehr zur Veranschaulichung und zum Verständnis bei. Gut fand ich auch, dass Trebbin die Thematik recht breit abhandelt und dass er auch neuere und eher kontroverse Literaturquellen erwähnt und empfiehlt, die mich auch sehr beeindruckt und geprägt haben, z.B. Die Vermessung der Psychiatrie von Stefan Weinmann und der Film Nicht alles schlucken – Leben mit Psychopharmaka.
Seinem Anspruch, einen neutralen Einblick in die verschiedenen Therapieformen zu bieten, wird der Autor meiner Meinung nach allerdings nicht gerecht, denn er fokussiert stark auf Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie wird eher angeschnitten, und man merkt beim Lesen sehr stark, dass Trebbins eigene Therapieerfahrung nicht im Bereich der Verhaltenstherapie liegt, denn er bleibt hier oberflächlich und vereinfacht stark. Zudem erwähnt er Forschungsergebnisse zum Therapieerfolg kaum/nicht bzw. relativiert sie bezüglich der Verhaltenstherapie extrem. Dabei würde ein wissenschaftlicheres Vorgehen den klaren Vorteil der Verhaltenstherapie zeigen, der in Trebbins Buch jedoch nicht deutlich gemacht wird.
Trebbins Fokus auf Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist natürlich legitim, ich finde aber, dass man dies offener und transparenter handhaben und nicht den Eindruck vermitteln sollte, dass man sich mit vergleichbarer Sachlichkeit mit unterschiedlichen Therapieformen auseinandersetzt.
Wer sich für den Ablauf einer Psychotherapie und die allgemeinen Rahmenbedingungen interessiert, dem kann ich das Buch sehr empfehlen. Wer sich allerdings näher mit der Wissenschaftlichkeit und den tatsächlichen Erfolgen verschiedener Therapieformen auseinandersetzen möchte, der wird in Mut zur Psychotherapie! nicht finden, was er sucht.
Ulrich Trebbin: Mut zur Psychotherapie! Wie sie funktioniert und warum sie guttut. Psychosozial-Verlag, 2019, 166 Seiten; 19,90 Euro.