„Berlin, 1930: In der Stadt rumort es gewaltig.“ (Klappentext)
Die Welt hat sich verändert, und auch in Berlin sind die Wirtschaftskrise und die politisch aufgeladene Situation tagtäglich spürbar.
Auch die Hebamme Hulda Gold merkt den immer mehr erstarkenden Antisemitismus, die Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen und die wachsende Armut unter den Frauen, Müttern, Kindern, Familien.
Dann wird ein junger Mann tot an der Havel gefunden, der Mitglied der Wandervogel-Bewegung war. Alles deutet auf Fremdverschulden hin, und sein Bruder wird vorerst verhaftet. Seine Schwester Jutta verhält sich auffällig, und es scheint, als wüsste sie mehr über die Geschichte, als sie der Polizei gegenüber zugibt.
Wie die Vorgängerbände ist auch der siebte Band der Reihe um Hulda Gold stimmungsvoll und spannend. Anne Stern hat mich (wieder einmal) mitgenommen ins Berlin des Jahres 1930, und sie hat die gespenstische Atmosphäre von Armut, Wohnungslosigkeit, Verzweiflung, Bedrohung, Ausgrenzung, dem Erstarken der SA und dem Aufstieg Hitlers perfekt eingefangen.
Auch die Lesung von Anna Thalbach ist gelungen, auch wenn mir die Stimmlage einiger Personen, z.B. einem Mitglied der SA, zu affektiert war, was für meinen Geschmack eher unfreiwillig lustig gewesen ist.
Ich finde es immer wieder ein echtes Erlebnis, mit Stern und ihren Figuren eine Reise ins Berlin der (endenden) Weimarer Republik zu unternehmen und freue mich schon sehr auf den achten Band der Reihe.
Anne Stern: Fräulein Gold. Nacht über der Havel. Die Hebamme von Berlin, Band 7. Gelesen von Anna Thalbach. Argon, 2024; 20,95 Euro.