„Hier geht es um die Dinge, die uns im Kern ausmachen, die sehr persönlich und nahe am Wesentlichen sind.“ (Seite 8)

Andrea Jungaberle ist Anästhesistin und Notärztin – und seit vielen Jahren forscht sie intensiv am Thema Bewusstseinserweiterung.

In Yoga, Tee, LSD erzählt sie von verändertem Wachbewusstsein, Set und Setting, Bad Trip und Integrierbarkeit, Floating Tanks und Schlafentzug, Sensory Overload und Sexualität, Trance-Musik und Binauralen Beats, Yoga und Meditation, Derwischen und Holotropic Breathwork, Individualismus und Kollektivismus, Tripsitting und drogeninduzierten Psychosen sowie berichtet über Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Koffein, Antidepressiva, Antipsychotika, Opiate, Beruhigungsmittel, Ketamin, Stimulantien, Cannabis, MDMA, Psilocybin, LSD und Ayahuasca.

Ich habe mich bisher nicht oder kaum mit der Anwendung psychedelischer Substanzen bei psychischen Störungen beschäftigt, sondern eher damit, dass Drogen psychische Störungen auslösen können, was sich auch mit Beobachtungen in meinem klinischen Alltag deckt. Ich war aber sehr gespannt auf die andere Seite der Medaille und habe das Buch deshalb mit großem Interesse, einer gewissen Faszination, aber auch mit einer gesunden Skepsis gelesen.

Ich habe von Jungaberle viel lernen können, und ihr Buch ist wirklich ebenso unterhaltsam geschrieben wie fundiert. Da die Autorin Ärztin ist, hat sie das nötige Backgroundwissen über physiologische Vorgänge im Körper, z.B. was Neurotransmission angeht, und ich finde, sie hat komplexe Sachverhalte sehr gut und verständlich dargestellt.

Bei ein paar Themen fand ich ihr Buch etwas zu vage oder zu stark vereinfacht, z.B. was ihre Definition und Beschreibung von Ich-Störungen angeht oder ihre Ausführungen zu kognitiver Umstrukturierung (beides auf Seite 158). Das sind aber nur kleinere Kritikpunkte, und alles in allem fand ich Jungaberles Buch richtig gelungen und lehrreich.

Andrea Jungaberle: Yoga, Tee, LSD. Bewusstseinsveränderung in Wissenschaft und Alltag. Schattauer, 2022, 328 Seiten; 20 Euro.