„Die Apartheid hat Narben hinterlassen, die noch nicht vollständig verheilt sind. Für viele ist Vergebung vorerst unmöglich. Aber wenn wir wollen, dass sich die Dinge in unserem Land zum Besseren wenden, müssen wir uns versöhnen. Wir dürfen unsere Kinder und Enkelkinder nicht mit einer polarisierten Gesellschaft belasten.“ (Seite 146f)
Nach einem ersten Südafrika-Aufenthalt im Jahre 1990 kehrt Leonie March immer wieder in „dieses gleichsam wunderbare und schwierige Land“ (Seite 7) zurück, und irgendwann lässt sie sich endgültig in ihrem Traumland nieder, zieht mit ihrem Mann Brett in seine Heimat und ihre neue Wahlheimat im Süden von Durban.
In Mandelas Traum reist sie durch verschiedene Provinzen und Regionen – KwaZulu-Natal, Eastern Cape, Western Cape, Northern Cape, Johannesburg und Limpopo – und erzählt von Apartheid und Regenbogennation, Absturz und Aufbruchstimmung, Demokratie und Autokratie, Kriminalität und Bürgerwehren, Brautpreis und Ubuntu, Bunny Chows und Kavady-Festival, Homelands und Casinos, HIV und AIDS, Nelson Mandela und ANC, Mandla Mandela und Jacob Zuma, Wassermangel und Diamantenminen, Gentrifizierung und Cape Flats, Goldgräberei und Arbeitslosigkeit, dem Königreich Mapungubwe und dem legendären Chaka Zulu.
March schreibt anspruchsvoll, aber so schwungvoll und mit so viel Enthusiasmus, dass man von der ersten Seite regelrecht mitgerissen wird in dieses Buch und in dieses Land. Dabei gelingt es der Autorin sehr gut, ein komplexes Bild von Südafrika zu zeichnen, indem sie die Schönheit des Landes hervorhebt, aber die Augen nicht vor den unschönen Dingen verschließt.
Sie erzählt mit großer Faszination von den Landschaften, der Flora und Fauna, den Menschen und den vielen Erfolgen, die das Land seit der Beendigung der Apartheid verbuchen konnte. Sie berichtet aber auch von negativen Aspekten und Problemen, die Südafrika und die Südafrikaner immer noch beuteln: die mangelnde Bildung, die HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen, die schlechte Infrastruktur auf dem Land, die Kriminalität, der Rassismus, die Armut, die Arbeitslosigkeit und die verheerenden Zustände in den Minen und in Sachen Umweltverschmutzung.
Einige Passagen fand ich persönlich nicht ganz so spannend, aber andere Teile des Buches sind einfach großartig, z.B. das Kapitel über Johannesburg und die Goldgräber.
March zeigt in ihrem Buch, was aus Mandelas Vision von einem freien und toleranten Land geworden ist, aber auch, dass Hoffnung für Südafrika besteht, weil die Südafrikaner bisher alle ihre Konflikte bewältigen und stemmen konnten.
Leonie March: Mandelas Traum. Meine Reise durch Südafrika. DuMont Reiseverlag, 2018, 300 Seiten; 14,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Südafrika-Themas im Juni 2018.
Ein Gedanke zu „Mandelas Traum. Meine Reise durch Südafrika von Leonie March“