„Ich erinnere mich, dich vergessen zu haben.“ (Seite 19)
Deutschland mitten in der Corona-Pandemie: Johanna ist einsam, und seit Wochen sieht sie an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten eine Frau mit kurzen, dunklen Haaren, die wie ihre langjährige Freundin Zeyna aussieht, zu der sie schon lange keinen Kontakt mehr hat, nachdem es zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen kam.
Johanna erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Zeyna und deren Vater Nabil, an die gemeinsame Freundschaft mit Cem, der Johanna auch heute noch nahesteht, an Urlaube, an all das, was Zeyna und Johanna miteinander geteilt haben.
Johanna denkt zudem voller Trauer an ihre Großmutter, die ihr stets sehr nahe stand und die im letzten Jahr gestorben ist. Und sie erzählt uns von ihrer Sehnsucht nach der ehemals besten Freundin, von (gescheiterter) Kontaktaufnahme und (spät im Buch), wieso Zeyna sich von Johanna entfernt hat.
Ich habe vor 8,5 Jahren Rasha Khayats Debütroman Weil wir längst woanders sind mit großer Begeisterung gelesen und mich sehr über ein neues Buch der Autorin gefreut.
Ich empfand den Roman von Anfang an als eingängig und eindringlich erzählt. Khayat schreibt stimmungs- und gefühlvoll, als Leser ist man von der ersten Seite an mitten im Geschehen und mit allen Sinnen in der Geschichte.
Sprachlich ist der Roman schnörkellos, wegen des manchmal abgehackten, stakkatoartigen Satzbaus bisweilen aber etwas anstrengend zu lesen (z.B.: „Wasser wird immer heißer. Dampft, Plexiglaswand beschlägt. Arme knallrot. Ziehe den Kopf weg, aus dem kochenden Strahl, halte Arme weiter drunter, unter das Wasser. Füße auch.“, Seite 71).
Angetrieben hat mich immer die Frage, was zwischen den beiden Freundinnen passiert ist, was so schlimm sein konnte, dass eine so tiefe, lange Freundschaft zerbricht, dass der gemeinsame Freund Cem nicht erfahren darf, was zwischen Zeyna und Johanna passiert ist. Ich habe mir beim Lesen viel überlegt, was diese Kluft erzeugt haben kann, doch letztendlich fand ich die Auflösung wenig überzeugend.
Trotz meiner Kritikpunkte habe ich Ich komme nicht zurück sehr gerne gelesen, und ich freue mich auf den nächsten Roman der Autorin.
Schön fand ich auch die Idee mit der Playlist zum Buch, die eine Mischung aus Schlagern, Italo-Pop, Fairuz u.a. ist.
Rasha Khayat: Ich komme nicht zurück. DuMont Buchverlag, 2024, 176 Seiten; 24 Euro.