Gift von Peer Meter und Barbara Yelin

„Ich war nach Bremen gekommen, um eine Reisebeschreibung über diese Stadt zu verfassen. Doch anstatt Material für mein Buch zu erhalten, wurde ich hineingezogen in einen schauerlichen Kriminalfall. Mir kam es vor, als sei mit dieser Gesche Gottfried eine der allerfürchterlichsten Gestalten aus der Märchenwelt der Romantiker in die Wirklichkeit gedrungen.“ (Seite 76f)

April 1831: Eine junge Schriftstellerin erhält vom Leipziger Verleger Brockhaus den Auftrag, eine Reisebeschreibung über Bremen zu verfassen, und während sie in Bremen Informationen sucht, erfährt sie von der baldigen Hinrichtung einer Giftmörderin, und die Geschichte lässt sie gedanklich und emotional nicht mehr los.

Die Graphic Novel erzählt von dieser jungen Frau und ihrer Zeit in Bremen, berichtet zudem detailliert von Gesche Gottfried, die mit Mäusebutter, einer Mischung aus Schmalz und Arsen, über Jahre hinweg 15 Menschen getötet hat: ihre Kinder, ihre Eltern, ihre Ehemänner, ihren Verlobten, ihren Bruder, Freundinnen, Nachbarn und fremde Kinder. Außerdem hat sie mindestens 19 Menschen jahrelang Gift in nicht tödlicher Dosis verabreicht.

Ich interessiere mich für Forensische Psychiatrie und für Serienmörder, von Gottfried hatte ich bis dato trotzdem noch nie gehört. Auf die Graphic Novel bin ich aufgrund der grandiosen Graphic Novel Haarmann von Peer Meter und Isabel Kreitz gestoßen.

Gift wird packend erzählt, wurde meisterhaft gezeichnet und macht Lust auf eine weitere Beschäftigung mit Gottfried, denn ich würde gerne mehr über die Psychopathologie der Frau erfahren, mehr Details aus ihrem Leben hören, Beweggründe verstehen können.

Ich war noch nie in Bremen, doch die tollen Zeichnungen der Stadt haben mich neugierig gemacht, obwohl (oder gerade weil) diese recht düster, unheilschwanger und damit sehr atmosphärisch sind.

Alles in allem ist dies eine wunderbare Graphic Novel: unheimlich, dunkel, sehr besonders.

Peer Meter und Barbara Yelin: Gift. Reprodukt, 2010, 200 Seiten; 24 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!