„Die Welt war ausgeknipst.“
Nach ihrer letzten Abiturprüfung wollen der Ich-Erzähler Mahdi und sein Freund Ali feiern und brechen zu einer Spritztour mit einem geliehenen Auto auf. Unterwegs werden sie von der Polizei aufgegriffen und inhaftiert. Mahdi weiß anfangs selbst nicht, was ihm vorgeworfen wird, er ist unschuldig, wird immer wieder brutal gefoltert und bleibt schließlich zwei Jahre im Gefängnis.
Der Autor berichtet von Mahdis Kindheit und Jugend, von seiner Zeit im Gefängnis und seiner Flucht aus seiner alten Heimat, die ihm schließlich so fremd geworden ist.
Abbas Khider hat einen sehr bewegenden Roman geschrieben, der – wenn man die Biografie des Autors kennt – stark autobiografische Züge aufweist. Der Autor vermittelt auf weniger als 160 Seiten einen authentischen und lebendigen Einblick in ein geschundenes Land, in das Leben in Kriegszeiten und zwischen den Kriegen, in das Aufwachsen in einer Diktatur und beschreibt, wie fremd einem die geliebte Heimat werden kann.
Ich fand das Buch von Anfang bis Ende beeindruckend und bestechend. Die Sprache ist anspruchsvoll, der Inhalt des Romans bewegend, der Erzählstil mitreißend. Den Zeitsprüngen lässt sich gut folgen, und sie vermitteln ein komplexes Bild des Irak.
Abbas Khider ist ein Autor, den ich mir merken werde. Ein sehr gelungener, wichtiger und bewegender Roman!
Abbas Khider: Die Orangen des Präsidenten. Edition Nautilus, 2011, 160 Seiten; 16 Euro.
Dieser Post ist Teil des Themas „Flucht und Migration“ im April 2017.