„Psychotische Erfahrungen wurden lange Zeit als qualitativ unterschiedlich von den Gesetzmäßigkeiten der Alltagserfahrung gesehen, so dass ein erfahrungsorientierter Ansatz […] unsinnig erschien.“ (Seite 1f)
Roland Vauth und Rolf-Dieter Stieglitz befassen sich mit ihrem bereits 2007 erschienenen Titel aus der Reihe Fortschritte der Psychotherapie initial mit der Geschichte des Psychosebegriffs, der Symptomatik, der Epidemiologie, den Differenzialdiagnosen sowie dem Verlauf und der Prognose, bevor sie näher auf Störungstheorien und Störungsmodelle eingehen.
Im Anschluss bieten sie einen Einblick in die Diagnostik und schließlich in Behandlungsstrategien, z.B. bei Stimmenhören und bei (chronischem) Wahn. Am Ende ihrer Ausführungen stellen die Autoren empirische Belege für die Wirksamkeit kognitiv-verhaltenstherapeutischer sowie pharmakologischer Ansätze vor.
Seit 2007 hat sich glücklicherweise sehr viel im Bereich der Psychosenpsychotherapie getan, u.a. ist Psychotherapie bei einer Schizophrenie, bei schizotypen oder wahnhaften Störungen sowie bei einer bipolaren affektiven Störung seit 2014 uneingeschränkt indiziert.
Obwohl das Buch schon 15 Jahre auf dem Buckel hat und es viele neue bzw. weiterentwickelte Ansatzpunkte zur Behandlung von Plus- und Minussymptomatik gibt, ist das Buch von Vauth und Stieglitz nach wie vor up-to-date, was Störungsmodelle und eingesetzte psychotherapeutische Techniken angeht.
Für mich war und ist das Buch eine sehr gute und hilfreiche Wiederholung mir bereits bekannter Inhalte, hat aber auch Neues geboten, so dass ich es auch für diejenigen Behandler empfehle, die bereits Titel wie Therapie-Tools Psychosen von Stephanie Mehl, Psychosen von Tanja Lincoln und Eva Heibach, Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie. Ein individuenzentrierter Ansatz von Tania Lincoln oder das ausführliche und meiner Meinung nach grandiose Buch Kognitiv-behaviorale Therapie bei Wahn und Halluzinationen von Hazel E. Nelson kennen und für ihre psychotherapeutische Tätigkeit verwenden.
Vor allem für einen ersten Ein- und Überblick finde ich das übersichtliche, klar gegliederte und verständliche Buch von Vauth und Stieglitz sehr empfehlenswert.
Roland Vauth und Rolf-Dieter Stieglitz: Chronisches Stimmenhören und persistierender Wahn (Fortschritte der Psychotherapie). Hogrefe, 2007, 116 Seiten; 19,95 Euro.
Ein Gedanke zu „Chronisches Stimmenhören und persistierender Wahn von Roland Vauth und Rolf-Dieter Stieglitz“