„Doch da ist dieses Meer der Gleichgültigkeit, in dem die Aufständischen operieren können […].“
Mike Smith erzählt in seinem Buch Boko Haram nicht nur von der Geschichte der islamistischen Sekte, sondern auch von der Geschichte Nigerias: von Islamisierung und dem Kalifat von Sokoto, von Kolonialismus und Unabhängigkeit, von Bürgerkrieg und Diktatur.
Er beschreibt den Aufstieg des Boko Haram-Führers Mohammed Yusuf, seinen Tod und das darauffolgende (kurzzeitige) Verschwinden von Boko Haram, das Wiederauftauchen der Sekte mit Abubakar Shekau an der Spitze und die Gewalttaten, durch die Boko Haram auch in der westlichen Welt bekannt geworden ist.
Ich habe mich bislang kaum mit Boko Haram beschäftigt und habe durch Smiths Buch sehr viel über die Sekte und über die Geschichte Nigerias gelernt.
Das Buch ist anspruchsvoll, lässt sich aber aufgrund des spannenden Inhalts und des einnehmenden Schreibstils von Smith sehr flüssig lesen und vermag durchweg zu fesseln. Ich empfand die komplexen Schilderungen historischer Ursachen und Zusammenhänge als sehr hilfreich und habe einen tiefen Einblick in die Sekte und ihre Macht, die Situation im Land und die Probleme Nigerias bekommen. Hierbei haben mir vor allem die vielen Zitate gefallen, durch die das Buch sehr lebendig und packend ist.
Schön fand ich auch die Nachvollziehbarkeit der verwendeten Quellen, die Zeittafel, das Glossar, die Karten und die Anmerkungen.
Das Buch ist somit ein spannender und wichtiger Einblick in die Geschichte eines Landes und seiner Probleme sowie in den Aufstieg, die Ideologie und die Skrupellosigkeit von Boko Haram.
Mike Smith: Boko Haram. Übersetzung von Ursula Pesch, Karlheinz Dürr und Karsten Petersen. C.H. Beck, 2015, 288 Seiten; 14,95 Euro.
Dieser Post ist Teil meines Nigeria-Monatsthemas im September 2021.