„Noch immer leiden Betroffene psychotischer Erkrankungen besonders an Stigmatisierung und Diskriminierung. Dies hat vielfältige Folgen von Statusverlust, Nachteile bei der Wohnungs- und Arbeitssuche sowie sozialer Isolation bis hin zu ungünstigen Krankheitsverläufen. Auch die unzureichende Versorgung von Menschen mit psychotischen Erkrankungen durch psychotherapeutische Behandlungsangebote stellt eine Benachteiligung dar.
Daher ist es wichtig, mehr Akzeptanz psychischer Erkrankungen wie die der Schizophrenie sowohl in der Bevölkerung, bei Professionellen sowie bei Betroffenen zu schaffen.“ (Seite 11, Vorwort von J. Cordes)
Jens Jüttner erzählt in Als ich aus der Zeit fiel seine eigene Krankheitsgeschichte und berichtet anhand eigener Erfahrungen, Erlebnisse und Symptome vom Beginn der Schizophrenie, vom Verlauf, von Positiv- und Negativsymptomatik, von den Folgen der Erkrankung, von der Behandlung, von Reboundpsychose, vom Leben nach der Diagnose und nach Psychiatrieaufenthalten.
Ich habe mich schon sehr viel mit der Schizophrenie beschäftigt – wissenschaftlich, in universitärer Lehre, psychotherapeutisch und nicht zuletzt privat -, und ein erster Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigte sofort: Hier kennt sich jemand richtig gut aus, kennt nicht nur die Erkrankung aus eigener Erfahrung, die Symptome und die Phänomenologie, sondern auch die Terminologie.
Jüttner beschreibt in seinem Buch auf sehr offene Weise seinen persönlichen Weg in die, durch die und aus der Schizophrenie, erklärt Phänomene wie Wahn, Halluzinationen und Negativsymptomatik sehr genau und anschaulich, macht die Symptome der Schizophrenie so auch für Laien nachvollziehbar und entstigmatisiert auf diese Weise.
Ich werde hoffentlich bald psychotherapeutisch mit Psychoseerfahrenen arbeiten, was für mich eine echte Herzensangelegenheit ist, und ich weiß schon heute, dass ich das Buch von Jüttner sehr vielen Patienten empfehlen werde, denn das Buch informiert fundiert über die Schizophrenie und macht viel Hoffnung, ohne die Schizophrenie zu verharmlosen. Jüttner zeigt, dass es auch bei noch so schweren Verläufen stets eine Chance auf Besserung der Symptomatik oder gar vollkommene Symptomfreiheit geben kann, und das finde ich persönlich die allerwichtigste Botschaft an Menschen mit Schizophrenie.
„Trotzdem geht es mir heute, seit über fünf Jahren, sehr gut, und ich habe keinerlei Symptome mehr, obwohl vor einigen Jahren fast niemand einen solch positiven Verlauf für möglich gehalten hätte.“ (Seite 21)
Jens Jüttner: Als ich aus der Zeit fiel. Mein Weg durch die paranoide Schizophrenie. Pinguletta Verlag, 2020, 138 Seiten; 13,90 Euro.
Vielen Dank für diese Buchbesprechung und das Avis der Weiterempfehlung.
Immer gerne!