Borderline begegnen. Miteinander umgehen lernen von Susanne Schoppmann, Matthias Herrmann und Christiane Tilly

„Es macht einen Unterschied, ob sie als ‚Teamspalter, Energievampire und menschliche Superkleber‘ angesehen werden oder als Menschen, die es geschafft haben, trotz aller Widrigkeiten zu überleben, und nun Unterstützung bei der Suche nach ihrem individuellen Weg benötigen und dabei im zwischenmenschlichen Bereich bisweilen unabsichtlich Verwirrung stiften.“ (Seite 39)

Mit einem trialogischen Ansatz, also aus Sicht von Betroffenen, von Angehörigen und von Professionellen, erzählen Susanne Schoppmann, Matthias Herrmann und Christiane Tilly von den wichtigsten Aspekten der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Sie bieten initial basale Informationen zum Begriff, zu Diagnosestellung, Symptomatik, therapeutischen Ansätzen und Eisbergmodell, gehen im Verlauf näher auf Stigmatisierung sowie bestimmte Erlebens- und Verhaltensweisen wie selbstverletzendes Verhalten, Probleme mit Nähe und Distanz sowie Suizidalität ein. Auch Übungen zur Selbstfürsorge für Helfende werden aufgeführt, und am Ende findet sich eine Liste mit Buch-, Film- und Linktipps.

In ihrem Buch verweben die Autoren Faktenwissen und subjektives Erleben von Betroffenen, woraus eine sehr komplexe Sicht auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung resultiert. Dabei sind auch die vielen Fallgeschichten hilfreich, die einen umfassenden Einblick in die Borderline-Persönlichkeitsstörung bieten.

Das gesamte Buch ist sehr wertschätzend geschrieben, so wie ich das vom Psychiatrie Verlag kenne, und was ich sehr mag. Die trialogische Sicht ermöglicht dabei einen Zugewinn an Information, den man in Veröffentlichungen aus nur einer Perspektive (also ein klassisches Fachbuch mit vielen Fakten, aber wenig persönlichen Erfahrungen bzw. ein Selbsthilfebuch mit vielen persönlichen Erfahrungen, aber möglicherweise weniger fundiertem Hintergrundwissen) oft vermisst. Zudem werden Zusammenhänge auf sehr verständliche Weise erklärt, was dazu führt, dass ich trotz Vorwissen im Bereich der Borderline-Persönlichkeitsstörung bei der Lektüre viel dazugelernt habe.

Mir hilft das Buch ganz konkret bei meiner täglichen therapeutischen Arbeit mit Betroffenen, aber ich kann es auch sehr für Betroffene und Angehörige empfehlen bzw. habe es bereits empfohlen.

„Begegnen Sie den Patienten als Lernender und nicht als Wissender. Ihre Aufgabe ist es, Hoffnung zu machen. Den Rest lernen Sie in Fortbildungen.“ (Seite 40)

Susanne Schoppmann, Matthias Herrmann und Christiane Tilly: Borderline begegnen. Miteinander umgehen lernen. Psychiatrie Verlag, 2019, 143 Seiten; 20 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!