Beirut galt einst als das „Paris des Nahen Ostens“, bevor es während des libanesischen Bürgerkrieges (1975-1990) und schließlich im Verlauf des Libanonkrieges 2006 bombardiert und zu großen Teilen zerstört wurde.
Bassam und sein Freund George leben in Beirut und ergaunern sich Geld, während die Stadt mehr und mehr zerstört wird und Unzählige bei Bombardements sterben.
Bassam träumt von Rom, wo seiner Meinung nach die Welt noch in Ordnung ist und das Glück wartet. George schließt sich einer christlichen Miliz an und zieht in den Krieg. Aus den alten Freunden werden schließlich Todfeinde.
Ich brauchte verhältnismäßig lang, bis ich mich richtig in das Buch eingelesen hatte. Der Autor macht es dem Leser nicht sehr einfach, verwendet häufig sehr lange Sätze, benutzt zahlreiche Metaphern. Man kann das Buch nicht schnell überfliegen – und genau das soll man auch nicht. Jeder Satz, jedes Wort beschreibt die dunkle Kulisse des Krieges, der Bomben, des Todes, der zahlreichen Verluste. Und doch kommt es noch schlimmer, und zur Kriegsstimmung kommen noch ganz persönliche Katastrophen hinzu: Verrat, Drogen, Erbarmungslosigkeit, politische Gewalt, Habsucht, verletztes Vertrauen, Hoffnungslosigkeit, Trostlosigkeit.
Als ob es kein Morgen gäbe beschreibt eine politische und persönliche Apokalypse. Wie eine große schwarze Wolke breitet sich das Grauen über Beirut, über die Protagonisten und über den Leser aus. Keine leichte Kost, aber nachhaltig, bewegend und wachrüttelnd.
Rawi Hage: Als ob es kein Morgen gäbe. Übersetzt von Gregor Hens. DuMont, 2009, 256 Seiten; vergriffen.
Dieser Post ist Teil des Levante-Monatsthemas im August 2019.