„Aber es gibt weder Freunde noch Zuneigung noch Treue; es gibt nichts, was vor der Folter bestehen könnte.“
Luz Iturbe trifft sich in Madrid mit einem Unbekannten, der ihr Vater ist, und erzählt ihm von ihrem Leben: von ihrer Mutter Liliana, die schwanger im argentinischen Gefängnis saß, für deren Kind sich sowohl die Ex-Prostituierte Miriam und ihr Lebensgefährte El Bestia als auch die Familie eines hohen Militärs interessierten, von ihrer Kindheit bei Eltern, die nicht die leiblichen Eltern waren, von der Unwissenheit über die eigene Herkunft, von der Praxis von Kindesentführungen in der Zeiten der Militärdiktatur Argentinien.
Ich habe bereits mehrere Bücher über Diktaturen gelesen, hatte mich bis zur Lektüre von Mein Name ist Luz jedoch kaum mit der Militärdiktatur in Argentinien beschäftigt.
Im Gegensatz zu Omar Rivabella (Susana), der Folter und politische Gewalt in argentinischen Gefängnissen thematisiert, dabei sehr explizit konkrete Handlungen beschreibt und oft die Grenze des Erträglichen überschreitet, ist Mein Name ist Luz deutlich weniger brutal und sehr viel impliziter. Auch hier finden sich Schilderungen von Folterpraktiken, doch sie werden lediglich am Ende des Buches näher ausgeführt.
Das Buch braucht meiner Meinung nach auch keine übermäßigen Details der Misshandlungen und Tötungen in den Gefängnissen, denn die Tatsache allein, dass unzählige Kinder entführt und von ihren Familien getrennt wurden, ist schockierend und entsetzlich genug.
Trotz des verstörenden Themas liest sich Mein Name ist Luz sehr flüssig, und der Geschichte lässt sich trotz der Zeitsprünge und der Perspektivenwechsel leicht folgen.
Gefallen haben mir auch die eingeschobenen Kommentare in kursiver Schrift, die die Gespräche von Luz und Carlos in der Gegenwart hervorheben und dafür gesorgt haben, dass die Geschichte sehr authentisch wirkt und zudem sehr lebendig erzählt wird.
Mein Name ist Luz ist spannend, lehrreich, erschütternd. Meiner Meinung nach ein sehr guter Einstieg in Themen wie politische Gewalt, Folter, Lateinamerika, Diktaturen.
Elsa Osorio: Mein Name ist Luz. Aus dem Spanischen von Christiane Barckhausen-Canale. Suhrkamp Verlag, 2007, 424 Seiten; 9,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Argentinien und Chile“ im März 2019.