Die Erfindung der Flügel von Sue Monk Kidd (Buch und Hörbuch)

„Im Herzen aller unsäglichen Dinge haust ein abscheuliches Schweigen.“

Sarah Grimké wächst zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Tochter eines Richters und Plantagenbesitzers in Charleston auf. Zu ihrem elften Geburtstag schenken ihr ihre Eltern die zehnjährige Sklavin Hetty, die ihr Dienstmädchen sein soll.

Sarah, Gegnerin der Sklaverei, versucht, das Geschenk abzulehnen, kann sich aber nicht gegen ihre Mutter durchsetzen. So versucht sie, das Beste aus der Situation zu machen und Hetty Lesen und Schreiben beizubringen, um sie für ihre Zukunft besser zu wappnen, obwohl dies streng verboten ist.

Die beiden ungleichen Mädchen freunden sich an und kämpfen beide auf ihre Weise und im Rahmen ihrer Möglichkeiten für mehr Gerechtigkeit und für ihre Freiheit – Sarah für ihre geistige Freiheit, die Freiheit zu denken und zu glauben, was sie möchte, und sich als Frau nicht unterordnen zu müssen, Hetty für die körperliche Freiheit und den Wunsch, ihr Sklavendasein eines Tages hinter sich lassen zu können.

Mir haben der Einstieg und der weitere Verlauf des Romans von Sue Monk Kidd gut gefallen, auch wenn mich die Geschichte nicht ganz in ihren Bann schlagen konnte. Monk Kidd schreibt auf flüssige und verständliche Weise, so dass sich das Buch schnell liest bzw. man dem Hörbuch gut folgen kann.

Durch die Tatsache, dass die Geschichte abwechselnd von Sarah und von Hetty erzählt wird, wird das Leben beider Frauen detailliert beleuchtet, und der Leser erfährt, wie Geschehnisse aus den unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen und empfunden wurden.

Sprachlich empfand ich Die Erfindung der Flügel bisweilen als etwas hölzern und bemüht hochgestochen, was zwar gut zu Sarahs Erzählstrang passt, aber dennoch zu wenig natürlich wirkte. Generell waren die sprachlichen Unterschiede zwischen der Gutsbesitzertochter und der Sklavin jedoch sehr gut herausgearbeitet und überzeugend.

Die Erfindung der Flügel bietet einen gelungenen Einblick in zwei gegensätzliche Leben zu Beginn des 19. Jahrhunderts und zeigt eindrücklich, mit welchen Problemen und Sorgen Frauen aus reichem Milieu konfrontiert wurden und wie hart das Leben der Sklaven war, auch wenn einige davon privilegierter als andere waren, da sie unter besonderem Schutz standen oder Freiheiten genossen, die anderen Sklaven verwehrt wurden.

Das Hörbuch wird überzeugend von Inka Friedrich (Sarah) und Bibiana Beglau (Hetty) gelesen, wobei ich besonders Beglau als passend empfunden habe, da ihre eher kratzige und tiefe Stimme genauso klang, wie ich mir dies für Hetty vorgestellt hatte.

Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel. Aus dem Amerikanischen von Astrid Mania. btb, 2017, 494 Seiten; 9,99 Euro.

Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel. Aus dem Amerikanischen von Astrid Mania. Ungekürzte Lesung von Inka Friedrich und Bibiana Beglau. der Hörverlag, 2015; 9,99 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!