„Auch wenn das Vorliegen einer Doppeldiagnose und hier insbesondere die Diagnose ‚Psychose und Sucht‘ immer noch häufig ein Ausschlusskriterium für eine Therapie ist, darf und wird das auch nicht so bleiben, nicht so bleiben können.“ (Seite 8)
Michael Büge bietet zum Einstieg in sein Buch basale Informationen über Cannabis, z.B. zur Wirkweise. Danach beantwortet er verschiedene Fragen aus dem Alltag mit Cannabis konsumierenden Klienten, z.B. ob Cannabis gefährlicher als Alkohol und ob es tatsächlich eine Einstiegsdroge für den Konsum härterer Drogen ist.
Danach geht Büge genauer auf die Mechanismen ein, die mit Suchtentwicklung zusammenhängen, und setzt sich mit Wechselwirkungen mit psychischen Störungen auseinander, vor allem mit psychotischen Störungen.
Büge stellt schließlich Strategien zum Umgang mit Cannabis konsumierenden Klienten vor und thematisiert die Regulierung des Cannabiskonsums.
Ich habe bereits vor fünf Jahren eine frühere Ausgabe des Buches gelesen. Da sich nun die Gesetzeslage bzgl. Cannabis geändert hat und weil ich in der Zwischenzeit psychotherapeutisch (im Bereich der Psychosenpsychotherapie) arbeite und beruflich sehr viel mit Cannabiskonsum zu tun habe, wollte ich unbedingt die Neuauflage lesen.
Ich empfand das Buch als sehr bereichernd und sehr gelungen. Büge setzt sich hier sehr konstruktiv mit Fragen rund um Cannabis auseinander, bietet wissenschaftliche Befunde, erklärt sehr verständlich, so dass sich das Buch flüssig lesen lässt und ebenso informativ wie spannend ist.
Richtig gut fand ich auch die knappe, aber pointierte Einführung ins Thema Doppeldiagnose Psychose und Sucht.
Da ich mich schon sehr lange mit Psychosen befasse, sind mir allerdings ein paar Ungenauigkeiten aufgefallen, z.B. gehören weder Depression (Seite 47) noch Libidoverlust (Seite 68) zu den Negativ- bzw. Minussymptomen.
Michael Büge: Cannabiskonsum und psychische Erkrankungen (Praxiswissen). Psychiatrie Verlag, 2024, 160 Seiten; 22 Euro.